Die US-Regierung hat die Tötung des stellvertretenden Al-Kaida-Chefs Nasser al-Wuhaischi durch einen amerikanischen Angriff im Jemen als grossen Erfolg gewertet. Mit Al-Wuhaischi sei ein erfahrener Anführer der Terroristen ums Leben gekommen.
Das erklärte das Präsidialamt am Dienstag in Washington. Staatsoberhaupt Barack Obama habe schon in der Vergangenheit deutlich gemacht, dass es keinen Rückzugsort für Terroristen gebe, die die USA bedrohten.
Auch Al-Kaida bestätigte am Dienstag den Tod. Al-Wuhaischi war vor den Anschlägen vom 11. September 2001 ein enger Vertrauter des damaligen Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden.
Nasser al-Wuhaischi – Chef des Ablegers der Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) – kam offenbar am Freitag bei einem Drohnenangriff ums Leben. Er sei bei einem Luftangriff zusammen mit zwei weiteren Kämpfern getötet worden, teilte AQAP in einem auf der Online-Plattform Youtube veröffentlichten Video mit. Über den Ablauf machte die Extremistenorganisation keine Angaben.
Einwohner der Stadt Mukalla im Südosten des Jemen berichteten, bereits am Freitag habe es vermutlich einen Drohnenangriff gegeben. Augenzeugen berichteten dagegen von einer Explosion am Dienstag vergangener Woche, bei der drei Männer getötet worden seien.
Ein jemenitischer Behördenvertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP, al-Wuhaischi sei offenbar in Mukalla, der Hauptstadt von der Provinz Hadramut, getötet worden. Seine Leiche liege streng bewacht in der Leichenhalle eines Spitales in Mukalla.
AQAP-Unterstützer schrieben bei Twitter ebenfalls vom Tod Al-Wuhaischis. Den Tweets zufolge soll ihm Kassim al-Rimi, der AQAP-Militärchef, an der Spitze der Extremisten nachfolgen. Er ist auch bekannt als Abu Hureira al-Sanaani.
Bin Ladens Privatsekretär
Die US-Armee hat in den vergangenen Jahren in dem Land Dutzende Drohneneinsätze geflogen. Al-Wuhaischi stand auf der US-Liste der meistgesuchten Terroristen. Aus Sicht der Regierung in Washington ist AQAP der gefährlichste Al-Kaida-Ableger. AQAP gilt unter anderem als Drahtzieher des Anschlags auf die französische Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» im Januar 2015. Die Gruppe nutzt den unruhigen Jemen als Rückzugsgebiet.
Al-Wuhaischi, auch Abu Baschir genannt, stammt aus der Provinz Abjan im Südjemen. In den 90er Jahren hatte er in Afghanistan den inzwischen getöteten Al-Kaida-Chef Osama bin Laden kennengelernt. Später wurde er dessen Privatsekretär. In der Schlacht um die Bergfestung Tora Bora kämpfte Al-Wuhaischi an der Seite Bin Ladens. Beide entwischten dort 2001 den US-Truppen.
Nach seiner Rückkehr aus Afghanistan sperrten ihn die Behörden im Jemen in ein Hochsicherheitsgefängnis in der Hauptstadt Sanaa. Von dort aus baute er das Al-Kaida-Netzwerk in dem arabischen Land wieder auf.
Nach seiner Flucht aus der Haftanstalt 2006 rückte Al-Wuhaischi im Jahr darauf an die Spitze von Al-Kaida im Jemen. Zwei Jahre später vereinigte er den jemenitischen und den saudischen Ableger des Extremistennetzwerks zu AQAP.
Zweiter grosser Schlag gegen Terrorismus?
Heute betreibt AQAP Terrorlager im Jemen – wo einer der Attentäter auf die Pariser Redaktion von Charlie Hebdo eine Kampfausbildung erhalten haben soll.
Al-Wuhaischis Tod wäre der zweite grosse Schlag der USA gegen den internationalen Terrorismus innert weniger Tage: In Libyen sollen US-Flugzeuge am Wochenende mit Mokhtar Belmokhtar einen weiteren weltweit berüchtigten Islamisten getötet haben. Der Algerier war lange ein wichtiger Anführer der Gruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM). Die USA bestätigten Berichte über seinen Tod bislang nicht.