Ein Jahr nach seinem Beinahe-Triumph bei Lüttich – Bastogne – Lüttich greift Michael Albasini am Sonntag beim letzten Eintagesklassiker dieses Frühjahres erneut an. Der Thurgauer Radprofi ist in Form.
Ein Etappensieg bei der Baskenland-Rundfahrt vor zwei Wochen, Platz 3 am Ostermontag beim Gold Race und ein erneut starker 5. Rang beim Ardennen-Klassiker Flèche Wallone am letzten Mittwoch: Keine Frage, bei Michael Albasini läuft es derzeit rund. Der Routinier befindet sich wie so oft in den letzten Jahren im Frühling in Hochform. Seit er 2012 beim australischen Team Orica-Scott unter Vertrag steht, fuhr er zehn von 13 Profisiegen in den Monaten März bis Mai ein. Es ist also wieder «Albasini-Zeit».
Im Vorjahr schrammte der 36-jährige Routinier bei Lüttich – Bastogne – Lüttich haarscharf an seinem grössten Erfolg bei einem Eintagesrennen vorbei. Bei «La Doyenne», dem ältesten der fünf Monumente des Radsports überhaupt, das bereits 1892 ein erstes Mal stattfand, wurde er im Dreiersprint nur vom Niederländer Wout Pouls geschlagen.
Am Sonntag steht der sehr hügelige Klassiker durch den wallonischen Teil Belgiens erneut im Programm. Während Pouls bei der 103. Ausgabe nicht am Start steht, ist Albasini aufgrund seiner starken Leistungen in den letzten Tagen erneut einiges zuzutrauen. Der bescheidene Ostschweizer gibt sich aber wie üblich vor den Rennen zurückhaltend: «Es wird schwierig. Es gibt viele sehr gute Fahrer. Und auch das Rennglück spielt eine wichtige Rolle», äusserte er sich gegenüber dem «St. Galler Tagblatt» zur Ausgangslage.
Valverde zum Vierten?
Der grosse Favorit auf den Sieg beim 258 km langen Rennen von Lüttich nach Ans ist zweifelsohne Alejandro Valverde. Der Spanier, der am nächsten Dienstag 37 Jahre alt wird, erlebt das erfolgreichste Frühjahr seiner Karriere. Nach dem Gewinn der Andalusien-, Katalonien- und Baskenland-Rundfahrt feierte der Movistar-Captain am letzten Mittwoch bei der Flèche Wallone seinen fünften Sieg, den vierten in Folge. Auch bei Lüttich – Bastogne – Lüttich stand Valverde schon 2006, 2008 und 2015 zuoberst auf dem Podest. Zwischen seinem zweiten und dritten Triumph sass der Spanier aus Murcia allerdings eine zweijährige Dopingsperre ab.
Zu den grössten Herausforderern von Valverde zählen der Ire Daniel Martin (Sieger 2013; Zweiter bei Flèche Wallone), Albasinis australischer Teamkollege Simon Gerrans (Sieger 2014) oder der Pole Michal Kwiatkowski. Letzterer hat mit Mailand – Sanremo den ersten der vier grossen Frühjahrsklassiker gewonnen. Am Sonntag belegte er zudem beim Gold Race hinter Philippe Gilbert Rang 2. Gilbert, wie Kwiatkowski ein Ex-Weltmeister, wäre nach seinen Erfolgen bei der Flandern-Rundfahrt und beim Gold Race ebenfalls ein heisser Sieganwärter gewesen. Der 34-jährige Belgier gehört nach seiner am Gold Race erlittenen Nierenverletzung aber zu den grossen Abwesenden in Lüttich.