Zwei als privatrechtliche Vereine organisierte alevitische Religionsgemeinschaften werden in Basel-Stadt kantonal anerkannt. Der Grosse Rat beschloss dies am Mittwoch mit Auflagen; unter anderem müssen die Vereine fortan einen Jahresbericht vorlegen.
Die Kulturvereinigung der Aleviten und Bektaschi Basel sowie das Alevitische Kulturzentrum Regio Basel erfüllen laut der Regierung alle verfassungsrechtlichen Voraussetzungen für die kantonale Anerkennung. Auch die meisten Fraktionen äusserten Wohlwollen und lobten die Integrations- und Gleichstellungsbemühungen der beiden Vereine.
Die EVP indes hegt ein grundsätzliches Unbehagen: Die Kantonsverfassung erlaube theoretisch auch die Gründung eines salafitischen Vereins, der die kantonale Anerkennung erhalten könnte – trotz islamistischer Glaubensbasis. Ein SVP-Mann votierte zudem für ein religionsfreies Leben. Die Aleviten wurden aber mit 68 gegen eine Stimme bei 13 Enthaltungen anerkannt.
Die beiden alevitischen Vereine sind damit als schweizweit erste nichtchristliche und nichtjüdische Religionsgemeinschaft kantonal anerkannt worden. Zuvor hatte der baselstädtische Grosse Rat bereits der Neuapostolischen Kirche und der Christengemeinschaft die kantonale Anerkennung zugesprochen.
„Aleviten“ ist ein Überbegriff für verschiedene anatolische Glaubens- und Sozialgemenschaften, die bereits vor der Gründung der türkischen Republik bestanden. In der Türkei werden die Aleviten, die eine kritische Koran-Lektüre pflegen, von den Behörden bis heute nicht als eigenständige religiöse Gemeinschaft anerkannt.