Der Börsengang des chinesischen Onlinehändlers Alibaba in den USA wird wohl alle bisherigen Dimensionen sprengen. Das Aktiendebüt könnte über 24 Mrd. Dollar einbringen. Das wäre so viel wie noch bei keinem früheren Börsengang.
Das Unternehmen will zunächst bis zu 21,1 Mrd. Dollar bei Aktionären einsammeln, durch eingeräumte Zusatzrechte von Investmentbanken könnten es sogar bis zu 24,3 Mrd. werden. Das geht aus dem am Freitag von der Börsenaufsicht SEC veröffentlichen Börsenprospekt hervor.
Demnach sollen zunächst 320 Mio. Aktien in einer Preisspanne zwischen 60 und 66 Dollar angeboten werden. Da nur ein Teil des Unternehmens an der Börse gelistet wird, bewertet sich Alibaba auf dieser Grundlage insgesamt mit bis zu 163 Mrd. Dollar. Zum Vergleich: Der iPhone-Riese Apple, der derzeit wertvollste Konzern der Welt, bringt es 592 Mrd. Dollar.
In den Top-5-Prozent
Alibaba würde mit dieser Bewertung aber 95 Prozent der im US-Leitindex S&P 500 geführten Firmen übertreffen. Nach Google und Facebook wäre es das drittgrösste in Amerika gelistete Internetunternehmen. Die bislang grössten Börsengänge in den USA gelangen der Kreditkartenfirma Visa 2008, dem Autobauer General Motors bei seinem Neustart 2010 und Facebook im Jahr 2012.
Alibaba will die Platzierung der unter dem Kürzel BABA an der New Yorker Börse zu notierenden Aktien in diesem Monat abschliessen. Finanzkreisen zufolge könnte der endgültige Ausgabepreis der Papiere am 18. September festgesetzt werden, und der Handel danach starten. Zunächst sind jedoch sogenannte «Roadshows» geplant, bei denen Investoren umworben werden.
Der grösste Alibaba-Anteilseigner, die japanische Investmentgesellschaft Softbank, wird seine Beteiligung beim Börsengang von 34,1 auf 32,4 Prozent abbauen. Der zweitgrösste Investor, das US-Interneturgestein Yahoo, reduziert seinen Anteil deutlich von 22,4 auf 16,3 Prozent. Die Beteiligung von Alibaba-Gründer und Chef Jack Ma sinkt von 8,8 auf 7,8 Prozent.
Gewinn zuletzt gesteigert
Zuletzt präsentierte Alibaba noch einmal deutliches Geschäftswachstum. Der Umsatz verbesserte sich in dem Ende Juni abgeschlossenen ersten Geschäftsquartal im Jahresvergleich um 46 Prozent auf 15,77 Mrd. Yuan (2,5 Mrd. Dollar). Der Gewinn sprang auf 12,34 Mrd. Yuan (2 Mrd. Dollar) von 4,38 Mrd. Yuan im Vorjahresquartal hoch.
Alibaba ist beim Handelsvolumen nach eigenen Angaben grösser als Amazon oder Ebay. Zu den grossen Handelsplätzen des Konzerns gehören Taobao, Tmall und Juhuasuan. 231 Mio. Käufer und acht Mio. Verkäufer wickelten hier im vergangenen Jahr Geschäfte über 248 Mrd. Dollar ab.
China gilt als grösster Onlinemarkt der Welt. Alibaba hat dort eine Vormachtstellung. Drei Unternehmen liefern sich seit Jahren ein Wettrennen um die mehr als 600 Mio. Internetnutzer in China: Alibaba, Tencent und Baidu. Während Alibaba mit Amazon verglichen wird, gelten Tencent als Chinas Facebook und Baidu als Chinas Google.