Alles neu bei Telebasel: Doch Web und TV sind noch nicht vermählt

Am Donnerstag ging Telebasel mit neuem Design, neuem Programmkonzept und neuer Website an den Start. Die dabei angestrebte Verzahnung von TV und Internet ist noch ausbaufähig.

Moderator Adrian Plachesi moderiert am 28.1.2016 die ersten Minuten im neuen Studio von Telebasel.

Am Donnerstag ging Telebasel mit neuem Design, neuem Programmkonzept und neuer Website an den Start. Die dabei angestrebte Verzahnung von TV und Internet ist noch ausbaufähig.

Am vergangenen Donnerstag war es so weit: Telebasel präsentierte sein neues Kleid, das mit frischem Look auf dem TV-Schirm und starker Internet-Präsenz eine neue Zielgruppe ansprechen soll.

Der vor einiger Zeit angekündigte Umbau zum Netz-TV wurde am Morgen mit dem Start einer komplett neu gestalteten Website eingeläutet. Diese kommt aufgeräumt und zeitgemäss daher, dürfte jedoch aufgrund ihres Aufbaus die redaktionellen Ressourcen stark fordern. So gilt es künftig, 13 Themenkanäle mit Inhalten zu bespielen. Vom angekündigt «einmalig hohen Bewegtbildanteil auf den digitalen Kanälen» in der regionalen Medienszene ist bis heute aber noch wenig zu sehen.

TV-Neustart mit Schluckauf

Abends um 18.30 Uhr erfolgte dann der Start des TV-Sendebetriebs mit einer kleinen technischen Panne: Moderator Adrian Plachesi begrüsste die Zuschauer ohne Ton im neu gestalteten Studio, das ebenfalls zeitgemäss grosszügig daher kommt und zumindest visuell den Lokalsender-Mief weit hinter sich lässt.

Während solche technischen Kinderkrankheiten bei einem Relaunch zu erwarten sind, wiegt die kaum durchschaubare Struktur der darauffolgenden 60 Minuten deutlich schwerer: Nach dem Auftakt mit dem Wetter folgen regionale Kurznews, Meldungen aus der Schweiz und der Welt, Sport, Werbung und ein Talk in einer Abfolge, die den Zuschauer leicht ratlos zurück lässt.

Diese Tatsache wiegt umso schwerer, als dass man versäumt hat, die neuen Gegebenheiten auf dem Sender näher zu erklären. Ein grosser Teil der Stammseher wäre wohl gerne an der Hand genommen und durch die zahlreichen Neuerungen im Programm geführt worden. Die wichtigste dabei: Statt wie bisher 2 Stunden, werden täglich nur noch 60 Minuten Programm produziert und in Endlosschlaufe ausgestrahlt.

On Air und Online sind noch getrennte Welten

Geht man aber noch eine Zoomstufe weiter hinaus, wird das grössere Problem im neuen Konzept sichtbar (soweit das nach drei Tagen Sendebetrieb beurteilt werden kann): Die angestrebte Verzahnung von TV und Online zeigt sich bisher kaum. TV- und Internet-Auftritt haben nur wenig miteinander zu tun. Während auf telebasel.ch eine Vielzahl von News aus aller Welt in Textform zu finden ist, kann man die Video-Inhalte an einer Hand abzählen. Auch die Suche nach einzelnen Inhalten aus dem TV-Programm ist weniger intuitiv, als man bei einem ganzheitlich gedachten Konzept erwarten würde.

Die teilweise scharf formulierte Kritik, Telebasel setze mit dem neuen Konzept Gelder aus dem Gebührensplitting ein, um Inhalte für eine Plattform (Online) zu produzieren, die in der Konzession nicht vorgesehen ist, lässt sich von aussen betrachtet nicht ganz von der Hand weisen. Dominik Prétôt, CEO von TeleBasel, betont aber auf Anfrage, dass die in der «Basler Zeitung» kolportierte Zahl eines neunköpfigen Online-Teams falsch sei: «Alles in allem haben wir fix 330 Stellenprozente, die sich um den Auftritt im Web und auf Social Media kümmern. Dazu kommen noch drei Praktikanten.» Es gehe dabei in erster Linie um die Wiederverwertung der Inhalte, die man ohnehin fürs TV produziert. Dass das so kurz nach dem Neustart noch nicht perfekt klappe, liege in der Natur der Sache.

In Bezug auf die Polemik von barfi.ch-Chef Christian Heeb gibt sich Prétôt entspannt: «Wir stehen in ständigem Kontakt mit dem Bakom und sind uns bewusst, dass wir zurzeit unter Beobachtung stehen. Wir sind aber der Meinung, dass es wenig Sinn macht, sich auf ein Medium zu beschränken, das langfristig wenig Wachstums-Perspektiven bietet. Die Menschen informieren sich heute im Internet. Wenn wir weiterhin relevant sein wollen, müssen wir uns darauf einstellen.»

Insofern stellt die neue Ausrichtung des Senders grundsätzlich einen Schritt in die richtige Richtung dar. Ob 330 Stellenprozente und die Zweitverwertung von TV-Inhalten für den langfristigen Erfolg im Netz ausreichen, ist aber fraglich. Die aktuelle Diskussion um die «korrekte» Verwendung von Gebührengeldern ist also nur zu begrüssen.

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