Nach der Goldmedaille von Patrizia Kummer und dem überraschenden Silbergewinn von Nevin Galmarini liegt für die Schweizer Alpin-Boarder am Samstag im Parallelslalom weiteres Edelmetall bereit.
Die Frauen starten mit Ladina Jenny, Stefanie Müller, Julie Zogg und Gold-Girl Patrizia Kummer ab 06.15 Uhr mit den Qualifikationsläufen. Im Männerfeld kommen ab 06.40 Uhr Kaspar Flütsch, Nevin Galmarini, Philipp und Simon Schoch zum Einsatz. Der Final der Frauen steht um 11.45 Uhr auf dem Programm, die Männer fahren um 11.50 Uhr um die Medaillen.
Patrizia Kummer verfolgt eigene Muster, unübliche Wege. Nicht jeder findet sofort Zugang zu ihr. «Sie ist eine spezielle Persönlichkeit», sagt Christian Rufer über die weltbeste Alpine. Der langjährige Headcoach der Schweizer Equipe weiss, wie die Walliserin tickt, wie sie sich Freiräume schafft, wenn sie ausbrechen will. «Sie ist eine Einzelsportlerin, die eine aussergewöhnliche Karriere macht.»
Vor fünf, sechs Jahren hätte er und auch andere Experten im Verband ein anderes Urteil gefällt. Kummer mühte sich oft vergeblich ab. Oft scheiterte sie schon in der Qualifikation, beging leichtsinnige Fehler, zweifelte, gab Rätsel auf. Phasenweise verschwand Kummer sogar aus dem Blickfeld der Selektionäre. «Auf wir verloren sie teilweise von unserem Radar», gibt der Disziplinen-Chef Franco Giovanoli zu. «Mir ist ihre Unkonstanz in Erinnerung.»
Den Cut für die Winterspiele in Vancouver schaffte sie nicht – in der Retroperspektive ein einschneidender und gleichermassen kursweisender Moment. Die verpasste Olympia-Selektion veranlasste Kummer zur persönlichen Neuprogrammierung. Ihre Trainingsbasis verlagerte sie nach Davos und forcierte die Zusammenarbeit mit Daniela Meuli, weil sie sich von der Olympia-Championne neue Impulse erhoffte.
Kummers neue geschaffene Struktur führte zum Ziel – überraschend schnell sogar. Im Dezember 2010 rückte sie im Weltcup erstmals in den Brennpunkt. Die Siegpremiere löste einen beeindruckenden Prozess aus. Kummer trat aus dem Schatten. Ihre Defizite von einst sind nicht mehr erkennbar, Konstanz prägt das Bild, Siegesserien sind die Normalität. Drei Gesamtweltcupsiege zieren das Palmarès – nun überstrahlt das Gold von Sotschi alles.