Zahlreiche neue Projekte sind entlang der Feldberg- und Klybeckstrasse zu finden. Die Ecke wird regelmässig zu den «urbansten» Orten Basels gezählt. Ein Streifzug.
Das Epizentrum Kleinbasels: Die Kreuzung Klybeck-/Feldbergstrasse wird von Journalisten und lokal in der Stadtentwicklung Tätigen häufig zu den «urbansten» Orten der Stadt gezählt. Neben einer der höchsten Bevölkerungsdichten der Stadt findet sich eine hohe Anzahl von Personen verschiedener kultureller Hintergründe, was sich in der Vielfalt an Restaurants und Läden klar widerspiegelt.
Besonders auf der Feldbergstrasse stauen sich entlang der vielen Geschäfte und Passanten ganztäglich Massen an Autos, um die Hauptverkehrszeit abends wird die Szene zusätzlich konstant von genervter Huperei und Geschrei begleitet. Diesem Phänomen will der Regierungsrat mit der baldigen Einführung einer «Tempo 30»-Zone entgegenwirken. So soll sich die vitalste Ader des Quartiers anpassen an die angrenzenden Seiten- und Quartierstrassen.
Starker Kontrast zu Seitenstrassen
In jenem Gebiet bewirken wahrscheinlich vor allem verkehrsberuhigende Massnahmen wie die Durchrasterung mit Einbahnstrassen oder das Errichten autofreier Spielzonen eine Atmosphäre, die beinahe beschaulich wirkt.
Der Lärmpegel ist bedeutend tiefer, an den Strassenrändern stehen Velos, die Vorgärten sind häufig mit Sorgfalt gepflegt. Man trifft nicht nur vermehrt auf Familien mit Kindern, sondern – vor allem in Richtung des Rheinufers – auch auf ökonomisch tendenziell besser situierte Bewohner. Sie könnten jedoch getreu der viel beschworenen Gentrifizierungs-Theorie bald vermehrt «Klassengenossen» antreffen.
Mehr Gemütlichkeit statt Fastfood
Vor allem seit der Umwandlung eines Bordells zum vielseitig genutzten Club/Restaurant «Lady Bar/Restaurant Feldberg» scheinen vermehrt Betriebe Fuss zu fassen, die nicht im niedrigsten Preissegement angesiedelt sind. So öffneten innerhalb eines Jahres gleich drei Gastrobetriebe in unmittelbarer Nähe, die zum Verweilen einladen und das Ortsbild gemütlicher erscheinen lassen.
Ganztags gut besucht ist das Café Frühling an der Oetlingerstrasse, grösstenteils finanziert durch das in der Grossbasler Innenstadt ansässigen Unternehmen Mitte. Gleich gegenüber lädt das unkonventionelle italienische «Gatto Nero» zum Essen, an der schon beschriebenen Kreuzung vorne findet man den Gastrokiosk Feldberg.
Letzterer wurde vom Tiefbauamt bewusst ausgewählt und durch einen Umbau der bis anhin heruntergekommenen Busstation gefördert. Das Kioskhäuschen von 1910 wurde schon 2011 kurzzeitig als Ausstellungs- und Konzertraum gebraucht, damals aber noch ohne Unterstützung der Regierung.
Der Feldbergkiosk.
Der Umbau des sogenannten Dreiecksplätzli konnte komfortablerweise verbunden werden mit der Sanierung des Rohr- und Kabelnetzes durch die IWB, welche sich nun kumulieren zu einer Grossbaustelle, die derzeit sowohl den Verkehrsfluss wie auch die Atmosphäre der Gegend erheblich beeinträchtigen. So stellt sich beim Gastrokiosk noch kein mediterranes Piazza-Gefühl ein. Diese Aufwertung, die wirkt, als sei sie vom Erfolg des Cafés «zum Kuss» im De Wette-Park beim Bahnhof inspiriert, wird wohl erst im Sommer ihre volle Wirkung entfalten.
Kleine Unternehmen werden aktiv
Auch die LadyBar wird nicht nur durch den Verein für Zwischennutzungen «unterdessen» betrieben und finanziert, sondern auch durch die Stadt Basel, welche durch die Asylwohnung im ersten Stock direkt an der Liegenschaftsverwaltung beteiligt ist. Weiterhin von prominenter Bedeutung ist der Verein Reh4, bei dem sich die Inhaber von Läden, Galerien und sogenannt «progressiven Orten» zusammenschlossen, um das Revier effizienter zu beleben.
Eher neuere Mitglieder gerade an der Feldbergstrasse wären das Textilatelier «TAKTIL» (das u.a. Formen des Tauschhandels zurück in die Stadt bringt) und die Sandwichbar «Frank». Andere Beispiele für kreative Orte des Quartiers wären «Dock», der Raum für kontemporäre Kunst aus Basel oder etwas weiter der Klybeckstrasse entlang der Kulturkiosk «Keck», betrieben durch den Verein Carambolage. Gesamthaft kann man feststellen, dass das Viertel nicht durch grosse Stiftungen (wie beispielsweise die Christoph Merian Stiftung), sondern vor allem durch kleine Private und die Stadt aufgewertet wird.
Vom Untergrund ins Bewusstsein der Stadt
Die inzwischen geschlossene Agora Bar inmitten der Baustelle.
Diese neu aufblühende Aufmerksamkeit seitens der Behörden zeigt sich auch in rigideren Kontrollen und Reglementierungen der ansässigen Kultur- und Nachtlokale: die ehemals etwas unbeachteten und «underground»-Bars Agora und «Cafe Hammer» wurden wegen verschiedener Gesetzesverstösse gebüsst und sind mittlerweile geschlossen oder privatisiert.
Die Zwischennutzung der LadyBar endet im Frühling 2015, noch wird intensiv diskutiert, was im Gebäude folgen soll. Die Vorschläge reichen von einer Weiterführung des Clubs bis zum Bio-Gemüsemarkt.
Auch stehen einige Ladenlokale leer, neustes Beispiel wäre das Kinderkleidergeschäft Wunderland Babyland, ein Familiengeschäft, das in der dritten Generation schliessen muss. Die Hochschule für Gestaltung und Kunst, die auch auf dem Kasernenareal Institute eingemietet hat (Mode-Design), zieht nächstes Jahr auf das artifizielle neue Kreativzentrum der Stadt, den Dreispitz. Dies spricht wiederum gegen die Strategie der vermehrten Ansiedlung von Studenten und Kreativen im Quartier.
Sicher aber ist: Im Kleinbasel wird man weiterhin den Puls der Stadt spüren können, denn vieles ist im Umbruch, Altes verschwindet und Neues wird eröffnet – allerdings eher auf der «Mikroebene», wenn man den Vergleich zu den grossen prestigeträchtigeren Entwicklungsarealen (Erlenmatt, Dreispitz, Hafen etc.) ziehen will.