Die US-Bürgerin Amanda Knox ist nach ihrem endgültigen Freispruch vom Mordvorwurf durch das oberste Gericht in Rom «unglaublich dankbar». Dies sagte sie bei einem Auftritt vor ihrem Elternhaus in Seattle am Freitagabend.
In Begleitung ihrer Familie sagte die 27-Jährige, sie sei dankbar dafür, dass sie ihr Leben zurückbekommen habe.
Knox und ihrem italienischen Ex-Freund Raffaele Sollecito war der 2007 in Perugia verübte Mord an der britischen Austauschstudentin Meredith Kercher zur Last gelegt worden. «Meredith war meine Freundin», sagte Knox. Sie hätte so viel in diesem Leben verdient, fügte die junge Frau hinzu.
Die Amerikanerin, die 2011 in die USA zurückgekehrt war, will jetzt Entschädigung für die vierjährige Haft beantragen, die sie in Italien als Unschuldige abgesessen hatte.
Auch Sollecito zeigte sich nach dem Freispruch überglücklich. «Es ist das Ende eines Albtraums, endlich bekomme ich mein Leben zurück», meinte der 31-Jährige. «Die Richter haben begriffen, dass Raffaele niemals zu einem Mord fähig gewesen wäre. Er hat stets Respekt für die Justiz bewiesen, auch als er als Unschuldiger vier Jahre in Haft verbringen musste», sagte Sollecitos Vater Francesco.
Am Freitagabend waren Knox und Sollecito vom obersten Gericht in Rom endgültig vom Mordvorwurf freigesprochen worden. Das Kassationsgericht, die letzte und dritte Instanz im italienischen Strafsystem, kippte damit das im Januar 2014 gefällte Urteil eines Berufungsgerichts in Florenz, mit dem Knox zu 28 Jahren und Sollecito zu 25 Jahren Haft verurteilt worden waren. Damit ging der fünfte Prozess im Fall Kercher zu Ende, der international für Aufsehen gesorgt hatte.
Knox wurde allerdings wegen Verleumdung zu drei Jahren Haft verurteilt. Sie hatte nach dem Mord den kongolesischen Barmann Patrick Lumumba des Mordes an Kercher beschuldigt. Dieser hatte jedoch seine Unschuld beweisen können. Die dafür verhängte Haftstrafe von drei Jahren hat die Amerikanerin verbüsst.
Kritik von Opferfamilie
Kritisch zu dem Urteil äusserte sich die Familie des Todesopfers. «Die italienische Justiz war nicht in der Lage, die Verantwortlichen für diesen Mord zu finden», kommentierten die Anwälte der Familie Kercher. Die 21 Jahre alte Meredith Kercher war am 1. November 2007 teilweise entkleidet und mit zahlreichen Messerstichen in ihrem WG-Zimmer in Perugia gefunden worden. Vor ihrem Tod war sie vergewaltigt worden.
Als einziger Beschuldigter in der Causa ist ein Mann aus der Elfenbeinküste in Haft, der in einem separaten Verfahren nach einem Teilgeständnis rechtskräftig verurteilt wurde. Der Drogendealer Rudy Guede, dessen DNA am Tatort gefunden wurde, muss 16 Jahre absitzen. Den Ermittlern zufolge wiesen die Stichverletzungen stark darauf hin, dass es mehr als einen Täter gab.