Das Schweizer Skisprung-Team enttäuscht auch beim Heimweltcup in Engelberg schwer. Kein Swiss-Ski-Springer kann sich für den Finaldurchgang der besten 30 qualifizieren.
Die vier Schweizer Gabriel Karlen (33.), Simon Ammann (35.), Gregor Deschwanden (40.) und Killian Peier (48.) verpassten allesamt den Finaldurchgang. Letztmals war 2012 ein Weltcupspringen in Engelberg ohne Schweizer Beteiligung im zweiten Durchgang über die Bühne gegangen, als Ammann sogar nur den 41. Platz erreichte.
Völlig aus heiterem Himmel kam der Absturz der Swiss-Ski-Springer nicht. Bereits vor einer Woche in Lillehammer hatten alle den Finalsprung verpasst. Während der Schweizer Cheftrainer Ronny Hornschuh bei der zweiten Garde «sehr kleine Schritte in die positive Richtung» sah, ist die Situation bei Simon Ammann diffizil. Der vierfache Olympiasieger kommt nicht vom Fleck. Mit 125 m flog er zu wenig weit und erhielt zudem fast schon traditionell die drittschlechtesten Haltungsnoten aller 49 Springer, die den ersten Versuch standen. Im Probedurchgang war der 35-jährige Toggenburger noch bei 131,5 m gelandet. Überhaupt waren die Qualifikation am Freitagabend und der Wettkampf am Samstag seine schlechtesten Sprünge der gesamten Woche.
«Vielleicht wollte ich es doch zu gut machen», meinte ein zerknirschter und wortkarger Ammann. «Es ist ein schmaler Grat zwischen Kontrolle und Aggressivität am Tisch.» Hornschuh beobachtete, wie beim Schweizer Aushängeschild nach dem Absprung der linke Ski zu tief hing. «So kann er natürlich keinen Druck und kein Gefühl aufbauen.» Dazu kamen sehr schlechte Windbedingungen, unter denen alle vier Schweizer litten, die aufgrund der schlechten Platzierung im Weltcup früh über die Schanze mussten. Danach wurden die Verhältnisse besser.
So konnte von den Schweizern nur Gabriel Karlen zufrieden sein. Der Waadtländer, der für den Skiclub Gstaad startet, war wie in der Qualifikation bester Swiss-Ski-Athlet. Letztlich fehlten 2,2 Punkte für die zweite Finalqualifikation in diesem Winter. «In meiner Situation bin ich mit diesem Sprung zufrieden», erklärte der 22-Jährige aus Rougemont. Er hatte nach einer schweren Knieverletzung die gesamte letzte Saison verpasst. «Ich habe hart dafür gekämpft, wieder hier zu sein.»
Hayböck und seine Liebe zur Schweiz
In einer anderen Hubraumklasse springt derzeit die Weltklasse. Mit Sprüngen auf 138 und 134 m holte Michael Hayböck nach zwei 3. (2014) und einem 2. Platz (2015) seinen ersten Sieg in Engelberg – den fünften im Weltcup insgesamt. Der 25-jährige Oberösterreicher outete sich als eigentlicher Schweiz-Fan. Bereits in Einsiedeln habe er seinen einzigen Podestplatz des vergangenen Sommers geholt. «Ich mochte bereits die alte Schanze hier, die neue liebe ich nun noch mehr», meinte er lachend.
Der erst 17-jährige Domen Prevc sprang wie im letzten Jahr auf den 2. Platz und verteidigte seine Führung im Weltcup souverän. Weniger gut lief es seinen Brüdern. Der 20-jährige Cene holte als 30. gerade noch einen Punkt, der letztjährige Gesamtsieger Peter fiel durch einen Sturz im zweiten Durchgang vom 6. in den 26. Rang zurück.
Auch dieses Resultat hätten die Schweizer vor gut 6000 Zuschauern gerne genommen. Am Sonntag (12.30 Uhr Qualifikation, ab 14.00 Uhr 1. Durchgang) erhalten sie Gelegenheit zur Wiedergutmachung. «Es gibt keinen Grund, morgen die gleichen Fehler zu machen», betonte Swiss-Ski-Skisprung-Chef Berni Schödler.