Amnesty kritisiert, dass viele Flüchtlinge an der türkischen Grenze zurückgeschickt würden. Die EU sei gefordert – und auch die Schweiz.
Amnesty International beklagt zunehmende Probleme im Umgang der Türkei mit Flüchtlingen aus dem benachbarten Bürgerkriegsland Syrien. Sie bemängelt, dass Flüchtlinge aus dem syrischen Kriegsgebiet an der türkischen Grenze häufig abgewiesen und nach Syrien zurückgeschickt würden.
In einem am Donnerstag in Istanbul vorgestellten Bericht mit dem Titel «Kämpfen, um zu überleben: Flüchtlinge aus Syrien in der Türkei» dokumentiert Amnesty darüber hinaus, dass zwischen Dezember 2013 und August 2014 mindestens 17 Menschen an der Grenze erschossen wurden.
Auch Lob für die Türkei
Die Organisation vermerkt zugleich positiv, dass die Türkei nicht nur die Hälfte der 3,2 Millionen ins Ausland gelangten syrischen Flüchtlinge aufnahm, sondern auch den Hauptteil der finanziellen Belastung übernehme. Aber nur 220’000 der Flüchtlinge seien in einem der 22 gut ausgestatteten Camps untergebracht.
Von den übrigen erhielten nach amtlichen türkischen Angaben nur 15 Prozent Unterstützung von humanitären Organisationen. Die anderen seien auf sich selbst gestellt. Viele lebten in erbärmlichen Zuständen. Einige Familien schickten aus Verzweiflung ihre Kinder zur Arbeit.
Kritik an Geberländern
Scharf geht Amnesty mit der internationalen Gemeinschaft ins Gericht. Die Türkei habe nach eigenen Angaben vier Milliarden Dollar für die Flüchtlingskrise aufgewendet.
Dagegen wollten die internationalen Geldgeber bisher nur knapp 140 Millionen Dollar für die syrischen Flüchtlinge in der Türkei zur Verfügung stellen. Das seien nur 28 Prozent des von der UNO für syrische Flüchtlinge angeforderten Betrags.
Forderungen an die Schweiz
Amnesty fordert die internationale Gemeinschaft auf, sich bei der Unterstützung syrischer Flüchtlinge stärker zu engagieren. Auch die Schweiz sei gefordert, wie Amnesty Schweiz in einer Mitteilung festhält.
So sollte das Programm für Visaerleichterungen wieder aufgenommen werden, Asylverfahren beschleunigt behandelt und die Politik für die Aufnahme von Kontingentsflüchtlingen grosszügiger sein.