Sie werden geschlagen und ausgebeutet und können doch ihre Arbeitgeber nicht wechseln: In Südkorea sitzen laut einem Bericht von Amnesty International zehntausende ausländische Landwirtschaftshelfer in einer von der Regierung gestellten Falle.
«Die Behörden haben ein schändliches System geschaffen, das Ausbeutung und Zwangsarbeit erblühen lässt», erklärte Amnesty-Expertin Norma Kang Muico bei der Vorstellung des Berichts «Bittere Ernte» am Montag in Seoul. Die Arbeitsgenehmigungen der Regierung sehen vor, dass ausländische Arbeitskräfte von ihren Arbeitgebern nach Gutdünken entlassen werden können. Die Arbeiter selbst können ihren Job aber nur wechseln, wenn ihnen ihr aktueller Arbeitgeber dafür eine schriftliche Erlaubnis erteilt.
Viele Einwanderer sässen in der Falle, weil sie sich für die Einreise verschuldet hätten, sagte Muico. Sie seien deswegen verzweifelt auf einen Arbeitsplatz angewiesen und wegen der hohen Hürden für einen Jobwechsel «der Gnade skrupelloser Arbeitgeber ausgeliefert».
2013 gab es in Südkorea laut Amnesty rund 250’000 Gastarbeiter, 20’000 davon im Landwirtschaftssektor. Die meisten von ihnen kommen aus Kambodscha, Nepal oder Vietnam. Durch eine Überalterung der Gesellschaft und die Landflucht jüngerer Menschen ist die südkoreanische Wirtschaft auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen, insbesondere in der Landwirtschaft, der Fischerei und im Baugewerbe.
Vorwürfe zurückgewiesen
Das südkoreanische Arbeitsministerium wies die Amnesty-Vorwürfe als «übertrieben» zurück und verwies auf Rechtsänderungen, die einen Jobwechsel erleichterten. Die Menschenrechtsorganisation listete jedoch zahlreiche Beispiele auf, wonach Behördenvertreter Arbeitsmigranten entmutigten, ihre Rechte durchzusetzen.
So berichtete ein 25-jähriger Kambodschaner, er habe der Mitarbeiterin eines Jobcenters auf seinem Handy ein Video gezeigt, auf dem zu sehen sei, wie er von seinem Arbeitgeber verprügelt werde. «Die Sachbearbeiterin sagte mir, ich sei schuld, weil ich den Kohl falsch geschnitten hätte, und ich solle mich dafür entschuldigen», sagte er.