Bei der Präsidentschaftswahl in Litauen wird es eine Stichwahl geben. Amtsinhaberin Dalia Grybauskaite erhielt im ersten Durchgang am Sonntag nach offiziellen Angaben 46,4 Prozent der Stimmen und verpasste damit die erforderliche absolute Mehrheit.
Grybauskaite wird in der Stichwahl auf den Sozialdemokraten Zigmantas Balcytis treffen, wie aus dem in der Nacht zum Montag veröffentlichten Auszählungsergebnis hervorgeht. Für Balcytis stimmten rund 14 Prozent. Die allgemein erwartete Stichwahl ist für den 25. Mai und damit gleichzeitig wie die Europawahl angesetzt.
Der Ukraine-Konflikt dominierte den Wahlkampf in der Baltenrepublik. Wie auch in den anderen Baltenstaaten Estland und Lettland ist den Litauern die jahrzehntelange sowjetische Besatzung in leidvoller Erinnerung. Die Angliederung der Krim sowie die verstärkten russischen Grenzmanöver weckten alte Ängste.
Mit ihrer kompromisslosen Haltung gegenüber Russland konnte Grybauskaite während des Wahlkampfs punkten. So ist es massgeblich auf ihr Betreiben zurückzuführen, dass die NATO zuletzt ihre Präsenz in den Baltenrepubliken und anderen osteuropäischen Staaten verstärkte.
Im Gegensatz zu Grybauskaite sprachen sich ihre stärksten Konkurrenten, auch der sozialdemokratische EU-Parlamentsabgeordnete Balcytis, für einen Dialog mit Moskau aus.
Nach Behördenangaben vom Sonntagabend hatten mehr als 53 Prozent der über 2,5 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Insgesamt hatten sich sieben Kandidaten um die Präsidentschaft beworben. Das Ergebnis basiert auf der Auszählung von über 94 Prozent der Stimmen. Das Endergebnis wird am Montag bekanntgegeben.
Grybauskaite trat ihr Amt im Juli 2009 an. Die frühere EU-Haushaltskommissarin ist das erste weibliche Staatsoberhaupt in Litauen seit der Unabhängigkeit 1990 von der damaligen Sowjetunion.