#anderschtfrässe an der Fasnacht: Die TagesWoche geht auf Trouvaillen-Suche

Hat die Fasnacht kulinarisch eigentlich noch was anderes drauf als Kääskiechli und Määlsuppe? Wir haben uns für Sie einmal quer durchs Grossbasel gefressen.

Wer viel trinkt – und weiss Gott, an der Fasnacht wird viel getrunken –, der braucht ein ordentliches Bödeli. Mit vom schalen Feldschlösschen betäubtem Gaumen greift der Fasnächtler da gerne zur latschigen Wähe oder verbrannten Kalbsbratwurst.

Aber ist das wirklich alles, was die Sauf- und Fress-Stände zu bieten haben? «Das darf nicht sein!», haben wir uns gesagt, und uns ganz im Sinne von #anderschtfasnacht für Sie auf die Suche nach kulinarischen Exoten gemacht. Jetzt brauchen wir ganz viel Magenbitter.

«Griene Frosch»

Ein «Griene Frosch» bei «Wurscht & Durscht».

Bei «Wurscht & Durscht» am Fischmarkt begegnen wir einem giftgrünen Gesöff. Griene Frosch? Das sagt dem Redaktionsleiter nichts. Es ist ein Gemisch aus grünem Vodka und irgendwas Minzigem. Die Süsse erschreckt zu Beginn. Dann kommt die Frische. Und der Alkohol, sobald das Glas leer ist.

Eine Pfefferminzbombe (böse Zungen würden sagen: Kaugummibombe) mit Schuss also. Damit funktioniert der Frosch als Apéro sowie als Absacker. Gut für alle, die ab und zu etwas Abwechslung vom Gelben brauchen.

Herzigs Spezial-Hot-Dog

«Herzig’s Spezial Hot-Dog».

Bei der Hauptpost lässt uns das Wort «Spezial» innehalten. Herzig bietet ein Doppel-Merguez im zur Abwechslung nicht lätschigen Hot-Dog-Brot. Es stimmt, Hot-Dogs sind nun wahrlich nichts Aussergewöhnliches. Doch die Würste sind feurig heiss und scharf. Ordentlich Sauergurke und Zwiebelringe drauf, und die Zunge tanzt Tango.

Das weckt die Sinne und lüftet den marschzerrütteten Kopf. Der schmatzende Redaktor findet: «Wer diese Schärfe nicht aushält, kann einfach nicht geniessen.»

Ghaggts mit Hörnli

Ghaggts mit Hörnli bei «Zum Münschterbärg».

Die Suche nach Paradiesvögeln ist beschwerlich, und der Magen knurrt erbarmungslos. Auf dem Münster gibt es Ghaggts mit Hörnli. Keine Wurst zwar, aber ist das exotisch genug? Bevor die Antwort fällt, steht die Redaktorin bereits Schlange.

Der erste Bissen schafft Linderung. Der zweite bringt die Enttäuschung. Die Hörnli sind zu weich, das Ghaggte kaum gewürzt, und irgendwie schmeckt alles nur nach Rotwein. Es füllt den Magen, doch glücklich macht das nicht. Dabei sollte man doch gerade das an der Fasnacht sein.

Und doch: Määlsuppe

Määlsuppe bei «Zum Münschterbärg».

Der Redaktionsleiter bekommt Hunger – und ergibt sich seinem Schicksal: Er bestellt sich bei «Zum Münschterbärg» eine stinknormale Määlsuppe. Aber hey, sie schmeckt kräftig und ist sämig, wie es eine Määlsuppe sein sollte. Die Hörnli-Esser schielen neidisch zu ihm rüber.

«Traggi-Dog Spezial XL»

«Traggi-Dog Spezial XL» bei «Trudis».

Bei Trudis Rinds-Haggfleisch-Küechli – dieses Jahr bei der Hauptpost sowie beim Rümelinsplatz vertreten – ragen gross die Worte «Neu» und «Spezial XL» vom Dach. Da bleibt die Redaktion auf Wanderschaft natürlich stehen.

«Traggi-Dog Spezial XL» heisst Trudis neuste Kreation. Und die hat es in sich: Eine mit Käse gespickte Wurst, überhäuft mit Sauerkraut, Sauergurken, Röstzwiebeln und massig Sauce, alles vereint im Riesenbrötchen. Die Wurst schmeckt wie ein mutiertes Minipic-Würstchen, das Kraut ist knackig und wenn man die Hälfte dieses Monstrums beim Essen nicht verliert, dann will der Magen danach bersten.

«Bleikügeli»

«Bleikügeli» vor dem Hotel Basel.

Vor dem Hotel Basel gibt es «Bleikügeli» zu kaufen. Die Erklärung des Barkeepers lässt uns schaudern: Obstschnaps mit warmem Wasser, garniert mit silbernen Zuckerkügelchen, die noch nicht einmal auf einen Kuchen gehören. Naja. «Du musst umrühren», sagt der junge Mann, «und aus dem Plastikkelch wird eine Schneekugel.»

Kurz daran gerochen, und die Nasenhaare sind weggeätzt. Im Mund fühlt sich die lauwarme Perversität nicht viel besser an. Man wird das Gefühl nicht los, es täte allen besser, wenn man das «Bleikügeli» dem Trottoir zuführen würde. Wenn es doch nur nicht so schön glitzern täte…

Fazit

Zu leuchtenden Augen kam es einzig am Rümelinsplatz. Der Barfüsserplatz ist eine kulinarische Wüste, der Münsterplatz punkto #anderschtfrässe enttäuschend, die Määlsuppe somit unausweichlich. Unser Rat: Wollen Sie was anderes, dann bringen Sie es selber mit. Oder gehen Sie gefälligst in eine anständige Beiz.

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