Android überall: Google will sein dominierendes Smartphone-System auch in Armbanduhren, in Autos und im Wohnzimmer etablieren. Zum Start der Entwicklerkonferenz Google-I/O demonstrierte der Konzern, wie verschiedene Geräte der Plattform einander ergänzen können.
Google war bei der rund zweieinhalb Stunden langen Eröffnungs-Keynote besonders bemüht, das Zusammenspiel der verschiedenen Android-Geräte zu demonstrieren. So sieht man auf der Computeruhr, wer gerade anruft und kann sogar das Gespräch ablehnen, ohne das Telefon aus der Tasche nehmen zu müssen.
Die Uhr zeigt Benachrichtigen zu anstehenden Terminen oder die Bordkarte fürs Flugzeug an. Und via Bluetooth-Verbindung zur Uhr weiss das Smartphone, dass es gerade der richtige Nutzer in der Hand hält – und fragt keinen Passcode beim Entsperren des Bildschirms an.
Android Auto bringt die vom Smartphone bekannte Bedienung auf die Auto-Displays – und die Navigation soll von der Verknüpfung der Google-Karten mit Kalender und Adressbuch der Android-Nutzer profitieren.
Der Konzern gab am Mittwoch 40 neue Partner bekannt. Darunter sind unter anderem Audi, Volkswagen, Opel, Renault, Fiat und Volvo. Software-Entwickler können speziell Apps für den Einsatz im Auto schreiben. Das System ähnelt dem Konzept «CarPlay» von Apple.
Fernsehen mit Sprachsteuerung
Mit Android TV macht Google einen neuen Anlauf, auch die Unterhaltung im Wohnzimmer zu übernehmen. Das erste Konzept Google TV war vor einigen Jahren unter anderem an der zu komplexen Bedienung gescheitert. Android TV soll nun unter anderem mit Sprachsteuerung funktionieren.
Die Plattform, über die man Filme, Videos, Internet-Inhalte und Spiele auf den Fernseher bringen kann, wird unter anderem von Sony unterstützt. Neben der direkten Integration in Fernsehgeräte wird es auch Settop-Boxen geben. Apple und Amazon sind bereits mit ähnlichen Boxen auf dem Markt.
Für Smartphones gibt es die nächste Android-Variante, die bisher unter dem Codenamen «L» vorgestellt wurde. Sie bekommt neben einem stark überarbeiteten Design verbesserte Funktionen unter anderem bei aktiven Benachrichtigungen, die laufende Apps wie Spiele nicht unterbrechen.
Sie unterstützt wie erwartet Chips mit 64-Bit-Technologie, was unter anderem mehr Speicher erlaubt. Zuvor wurde spekuliert, die neue Android-Version könnte «Lollipop» heissen, weil Google bisher verschiedene Süssigkeiten in alphabetischer Reihenfolge durchnahm.
In der neuen Plattform Google Fit sollen Fitness- und Gesundheitsinformationen von verschiedenen Geräten zusammengeführt werden. Für Hersteller von Gadgets wie die populären Armbänder mit Schrittzähler sowie Software-Entwickler gibt es Schnittstellen.
Neue Plattform für günstige Telefone
Google will zudem mit einer neuen Plattform für günstige Android-Telefone die Spitzenposition seines Betriebssystems im Markt weiter ausbauen. «Android One» soll Geräte zum Preis von 99 Dollar ermöglichen, kündigte Google-Manager Sundar Pichai an.
Android hat einen Anteil von rund 80 Prozent am Smartphone-Markt. Es gibt rund eine Milliarde aktiver Nutzer von Android-Geräten, Google will aber auch verstärkt die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern wie Indien oder Brasilien vernetzen, die noch keine Smartphones haben.
Die Präsentation wurde kurz von einem Demonstranten unterbrochen, der Google als «totalitäres Unternehmen» verurteilte. «Google baut Roboter, die Menschen töten», rief er im Saal.
Das war ein offensichtlicher Hinweis auf die Übernahme der Firma Boston Dynamics, die Roboter auch für das US-Militär entwarf, die aber noch in der Entwicklung sind. Google hat ein grösseres Roboter-Projekt, das von «Android-Vater» Andy Rubin geleitet wird.