Seit 2008 wird in der Schweiz ein Triebsterben bei Eschen beobachtet. Nun hat der Erreger, ein Pilz aus Ostasien, den Sprung ins Tessin geschafft. Dies teilte die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL mit.
2013 hat ein Biologe bei Faido die ersten Fruchtkörper des Pilzes im Tessin entdeckt. Die Pilzsporen müssen entweder durch den Wind oder mit infizierten Blättern beim Warentransport über die Alpen gelangt sein. Im April 2014 wurden auch im Valle Maggia und im Val Bavona junge Eschen mit Krankheitssymptomen entdeckt.
Der Pilz hat sich zudem in die Seitentäler Graubündens und der Voralpen sowie in die Romandie bis Genf ausgebreitet. Der aus Ostasien stammende Erreger, der je nach Erscheinungsform Hymenoscyphus pseudoalbidus oder Chalara fraxinea genannt wird, wurde in Europa in den 1990er Jahren erstmals in Polen beobachtet.
Das Eschentriebsterben dürfte sich im Tessin schnell ausbreiten, schrieb die WSL. Bis heute wurde die Krankheit in der Schweiz ausschliesslich an der Gemeinen Esche festgestellt, dem nach der Buche zweithäufigsten Laubbaum. Im Mittelland meldeten Förster vielerorts eine Zunahme des Befalls in Alt- und Jungbeständen der Esche.
Biologische Waffe
Die Krankheit lässt sich noch nicht wirksam bekämpfen. Forscher der WSL und aus Litauen haben jedoch eine Spur: Sie fanden in Pilzproben ein Virus, das den Erreger in Schach halten könnte. Derzeit untersuchen die Forscher seine genetische Vielfalt und Wirkung. Sie hoffen, das Virus dereinst als biologische Waffe gegen das Eschentriebsterben einsetzen zu können.
Bei einem Befall sterben zunächst junge Seiten- und Endtriebe ab. Der Baum bildet daraufhin Ersatztriebe aus noch gesunden Baumpartien und verbuscht. Zudem sterben Teile der Rinde ab, obere Pflanzenteile erhalten weniger Wasser und Nährstoffe und der Baum welkt. Während junge Eschen rasch absterben, können ältere Bäume oft mehrjährigen Pilzbefall überleben, indem sie die Infektion abschotten.
Bei stark geschädigten Eschen drohen dicke Äste abzubrechen und sie sind wegen des geschädigten Wurzelstocks weniger standfest – was bei Waldarbeiten oder Sturm gefährlich sein könnte, warnt die WSL. Deswegen empfiehlt das Institut, Eschen mit mehr als etwa 70 Prozent Kronenschäden an riskanten Orten vorzeitig zu fällen.