Am Strafgericht in Renens VD ist am Dienstag der Prozess um das Tötungsdelikt an Marie fortgesetzt worden. In der Befragung wiederholte der Angeklagte, Marie sei eine Prostituierte gewesen. Er habe ihr helfen wollen.
Am Montag hatte das Strafgericht der Broye den Antrag des Angeklagten auf Absetzung eines seiner Pflichtverteidiger und damit auf Verschiebung des Prozesses abgelehnt. Am Dienstag ging die Verhandlung in Anwesenheit der beiden bisherigen Verteidiger Loïc Parein und Yaël Hayat weiter. Der Waadtländer Generalstaatsanwalt Eric Cottier setzte die Befragung des Angeklagten fort.
Widersprüche und Erinnerungslücken
Bei gewissen Dingen erinnerte sich der Beschuldigte akribisch genau an die kleinsten Details, etwa wie viele Liter Benzin er einige Stunden vor der Entführung und Tötung Maries getankt hatte. Doch bei den meisten wesentlichen Fragen wich er aus, widersprach der Anklage oder wollte sich überhaupt nicht mehr erinnern.
Auf die Frage, weshalb er einen Detektiv auf die 19-jährige Marie angesetzt habe, sagte er, er habe überprüfen wollen, ob Marie die Wahrheit sage. Sie sei eine Prostituierte gewesen, und er habe ihr helfen wollen.
Auf die Frage, weshalb er eine Waffe gebraucht habe, antwortete der Angeklagte: «Um mich zu verteidigen». Auf die Nachfrage, gegen wen er sich habe verteidigen wollen, sagte er, «vor Witzen», ohne zu präzisieren, was er genau damit meinte.
Keine Antwort zu Motiv
Der Angeklagte gab im Verlauf der Befragung unter anderem zu, dass er am Tag, an dem er Marie vor dem Restaurant Golf in Payerne VD in sein Auto gezerrt hatte, um sie mit Klebeband zu fesseln und Stunden später mit ihrem Gürtel zu strangulieren, eine Rolle Klebeband und andere kleine Handwerksutensilien gekauft habe.
Das Klebeband habe er aber nur benötigt, um in seinem Appartement Kabel seines Computers, Wifis und Telefons zu fixieren und Ordnung zu schaffen, sagte er.
Auf die wiederholte Frage nach dem Motiv für seine Tat verweigerte er eine Antwort. Im Gegensatz zu den Einvernahmeprotokollen konnte er auch nicht sagen, wie er reagiert habe, als Marie die sexuelle Beziehung zu ihm abbrechen wollte und nicht mehr auf seine WhatsApp-Nachrichten antwortete. Laut der Anklageschrift war er traurig und wütend.
Mit Fussfessel im Hausarrest
«Ich bin ein Mann, der jeden Tag lebt, wie wenn es der letzte wäre», sagte der Angeklagte nur. Er sei als Gefangener mit einer elektronischen Fussfessel in einer unangenehmen Lage gewesen. Deshalb sei er auch mit Marie im Auto geflüchtet. Er habe panische Angst vor der Polizei gehabt.
Die damals 19-jährige Marie wurde laut der Anklageschrift am 13. Mai 2013 in Payerne VD mit einem Auto entführt und in der Nacht auf den 14. Mai mit einem Gürtel erdrosselt. Ihre Leiche wurde in einem Wald in Châtonnaye FR zurückgelassen. Der mutmassliche Täter wurde am 14. Mai verhaftet. Er führte die Polizei zur Leiche und gestand die Tat.
Der Angeklagte war bereits im Alter von 22 Jahren zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er 1998 seine damalige Freundin in La Lécherette VD entführt, vergewaltigt und getötet hatte. Zum Zeitpunkt der Tat verbüsste er seine Reststrafe mit einer elektronischen Fussfessel im Hausarrest.