Der am Donnerstag beim Angriff auf Pariser Polizisten erschossene Mann hat in einer deutschen Asylbewerberunterkunft gewohnt. Er lebte in einer Wohnung in Nordrhein-Westfalen, wie das Landeskriminalamt (LKA) am späten Samstagabend mitteilte.
Einsatzkräfte der Polizei hätten die Wohnung in Recklinghausen am Samstag untersucht. Vorausgegangen seien konkrete Hinweise französischer Sicherheitsbehörden. Der Mitteilung zufolge ergaben sich nach bisherigen Erkenntnissen keine Hinweise auf weitere mögliche Anschläge.
Der Mann war am ersten Jahrestag des Anschlags auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» auf zwei Polizisten zugelaufen, hatte «Allah ist gross» gerufen und ein Schlachtbeil gezogen. Die Beamten erschossen ihn. Ermittler fanden bei ihm ein Bekenntnis zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und in seinem Handy eine deutsche SIM-Karte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordversuchs und Terrorismus.
Wie die «Welt am Sonntag» unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise schreibt, war der Mann in Deutschland unter vier Aliasnamen registriert, Asyl habe er unter dem Namen Walid Salihi beantragt. In einer Flüchtlingsunterkunft in Recklinghausen habe er im September 2015 das Zeichen des IS an die Wand gemalt. Die in Deutschland angegebenen Staatsangehörigkeiten waren der Zeitung zufolge mal syrisch, mal marokkanisch, mal georgisch. Der Mann sei dort zudem mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten.
Spurlos verschwunden
In Frankreich hatte sich der Mann laut Staatsanwalt bei einer früheren Kontrolle als Marokkaner ausgegeben. In einem bei ihm gefundenen Schreiben nannte er dagegen einen anderen Namen und bezeichnete sich als Tunesier – als dieser soll er französischen Medien zufolge auch von seinem Umfeld erkannt worden sein. Seine tatsächliche Identität ist aber noch nicht offiziell bestätigt.
Nach Informationen des Nachrichtenportals «Spiegel Online» posierte der Mann in seiner nordrhein-westfälischen Flüchtlingsunterkunft mit einer IS-Fahne. Die Landesbehörden stuften ihn demnach als Verdachtsfall ein, doch im Dezember 2015 verschwand er spurlos aus der Flüchtlingsunterkunft.