Die Furcht vor einer Kreditklemme trübt den neu gewonnenen Optimismus unter den Finanzchefs grosser Unternehmen. 27 statt wie im Dezember 21 Prozent der vom Beratungsunternehmen Deloitte befragten Manager sagten, Kredite seien im Moment schwer verfügbar.
Vergleichbare Werte gab es zuletzt Anfang-Mitte 2009, als die Wirtschaft noch unter dem Eindruck des jähen Konjunktureinbruchs vom Herbst 2008 stand. Der Experte relativiert die Ergebnisse aber: „Einen kritischen Bereich haben wir noch nicht erreicht“, sagte Deloitte-Volkswirt Michael Grampp bei der Präsentation der Umfrageergebnisse am Donnerstag in Zürich.
Die Kreditsituation hänge stark von den Unternehmen ab, sagte Rolf Schönauer, Leiter der Wirtschaftsprüfung von Deloitte Schweiz. Die 107 befragten Finanzchefs repräsentierten alle Branchen. Auch weil die Banken unter Druck stünden, ihre Eigenmittel zu stärken, seien sie bei der Finanzierung besonders stark von Wirtschaftszyklen abhängiger Firmen zum Teil vorsichtiger geworden.
Hauptsorge der Wirtschaft bleiben die Krise der Euro-Zone und der damit verbundene Margenschwund für den Schweizer Export. 88 Prozent der Finanzchefs sagten im März, dass sich das Kursverhältnis Franken-Euro ihrer Meinung nach in den kommenden zwölf Monaten zwischen 1.20 und 1.30 bewegen werde. Kaum einer glaubt dagegen, dass der Euro über 1,30 Fr. steigen wird.
Stimmungstief überwunden
Das Stimmungstief vom Dezember ist laut der Deloitte-Umfrage indessen überwunden. Damals fürchteten 83 Prozent die Finanzchefs angesichts der Eurokrise sowie Problemen in den USA und Japan eine konjunkturelle Verschlechterung in der Schweiz. Im März reduzierte sich die Gruppe der Pessimisten auf 37 Prozent.
Der relativ problemlose Schuldenschnitt für Griechenland habe die Unternehmen beruhigt, sagte Ökonom Grampp. Indem die Europäische Zentralbank ihre Geldschleusen öffnete und die Märkte flutete, hätten vor allem die Banken an Zuversicht gewonnen. Dazu sei der befürchtete Wachstumsabsturz in China nicht eingetreten.
Die Umfrage fand allerdings im März statt. In der Zwischenzeit hätten sich wegen der kritischen Lage des Euro-Sorgenkinds Spanien neue Befürchtungen breitgemacht, sagten die Deloitte-Experten. Ob die Stimmungsverbesserung dauerhaft sei, dürften erst die kommenden Monate zeigen.