In der Finanzmarktaffäre um den sogenannten Wal von London hat die US-Justiz Anklage gegen zwei ehemalige Mitarbeiter der Bank JPMorgan Chase erhoben. Die beiden müssen sich vor einem Gericht in New York wegen Betrugs und Fälschung verantworten, wie die am Dienstag veröffentlichte Anklageschrift zeigt.
Den ehemaligen Mitarbeitern Javier Martín-Artajo Rueda und Julien Grout wird dabei vorgeworfen, hohe Verluste bei riskanten Finanzgeschäften verschleiert zu haben.
Als «Wal von London» hatte ein weiterer Mitarbeiter von JPMorgan, der Franzose Bruno Iksil, Schlagzeilen gemacht. Er soll durch waghalsige Geschäfte mit Kreditausfall-Versicherungen in der Londoner Investmentabteilung von JPMorgan einen Verlust von 6,2 Milliarden Dollar verursacht haben. Iksil entgeht aber einem Strafverfahren, weil er mit den US-Justizbehörden zusammengearbeitet hat.
Anwalt zeigt sich «schockiert»
Grouts Anwalt Edward Little kritisierte die Vorgehensweise der US-Justiz scharf. Es sei «schockierend», dass sein Mandat angeklagt werde, obwohl Iksil sein Vorgesetzter gewesen sei, erklärte er.
Für einen Prozess müssten die beiden Angeklagten erst an die USA ausgeliefert werden: Der Franzose Groult soll sich in seinem Heimatland aufhalten, die französische Justiz liefert aber normalerweise keine eigenen Staatsbürger aus. Der gebürtige Spanier Martín-Artajo war Ende August aufgrund eines internationalen Haftbefehls in Spanien festgenommen worden.
Die Verfahren gegen Martín-Artajo und Grout sind die ersten im Zusammenhang mit dem Skandal. In der Folge hatte die Investmentchefin die Bank verlassen, und Institutschef Jamie Dimon büsste einen Grossteil seines Gehalts ein. Gegen die Bank sind auch noch zahlreiche Zivilklagen anhängig.