Bei einer heftigen Explosion in der ostlibyschen Küstenstadt Bengasi sind mehrere Behördengebäude zum Teil schwer beschädigt worden. Ein Gebäude des Aussenministeriums wurde bei dem Anschlag am Mittwochmorgen teilweise zerstört.
Auch das angrenzende Hauptquartier der Zentralbank in Bengasi wurde stark beschädigt. Über mögliche Opfer des Anschlags, der offenbar mit einer Autobombe verübt wurde, gab es zunächst keine Angaben.
Unbekannte haben damit genau ein Jahr nach dem Tod des US-Botschafters Chris Stevens einen Sprengstoffanschlag verübt. Libysche Beobachter sahen aber zunächst keinen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und dem Jahrestag des Angriffs auf das US-Konsulat.
Islamistische Extremisten hatten Stevens und drei weitere Amerikaner im US-Konsulat in Bengasi in der Nacht des 11. Septembers 2012 getötet. Nach dem Tod des Diplomaten hatten mehrere westliche Staaten aus Sicherheitsgründen ihre Konsulate in der östlichen Hafenstadt geschlossen.
Racheakte ehemaliger Folteropfer
In Bengasi töteten Attentäter in den vergangenen zwei Jahren Dutzende Angehörige der Sicherheitskräfte sowie ehemalige Mitarbeiter von Polizei und Geheimdienst. Einige dieser Attentate dürften nach Einschätzung lokaler Beobachter Racheakte ehemaliger Folteropfer und Häftlinge aus der Ära des 2011 gestürzten Langzeitmachthabers Muammar al-Gaddafi sein.
Am Dienstag war ein pensionierter Geheimdienst-Mitarbeiter durch einen Sprengsatz gestorben, den Unbekannte an seinem Auto befestigt hatten. Sein Sohn wurde schwer verletzt.
In der libyschen Regierung gibt es derzeit interne Konflikte. Die Partei der Muslimbruderschaft, die in der Regierung der Juniorpartner ist, hatte Ministerpräsident Ali Seidan in den vergangenen Tagen scharf kritisiert, weil dieser die ägyptische Regierung besucht hatte.
Die Übergangsregierung in Kairo war im Juli eingesetzt worden, nachdem das Militär den islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi und seine von Muslimbrüdern dominierte Regierung abgesetzt hatte.