Appassionata – Musik verleiht Flügel

Die Musik hat ihr ein Leben geschenkt. Mit Höhenflügen. Jetzt will sie der Musik etwas zurückgeben: Einen Flügel. Alena Cherny ist mit Leib und Seele Pianistin. Sie hat in der Not gelernt, Noten zu lesen. Das merkt man in diesem Film, wenn sie spielt. Sie hat etwas zuerzählen. Vielleicht war die Musik auch eine kleine […]

Die Musik hat ihr ein Leben geschenkt. Mit Höhenflügen. Jetzt will sie der Musik etwas zurückgeben: Einen Flügel.

Alena Cherny ist mit Leib und Seele Pianistin. Sie hat in der Not gelernt, Noten zu lesen. Das merkt man in diesem Film, wenn sie spielt. Sie hat etwas zuerzählen. Vielleicht war die Musik auch eine kleine Flucht. Dabei drohte in Ukraine kein Krieg. Nur die Armut. Oder der stillen Tod einer ganzen Region. Ganz in der Nähe des Dorfes ihrer Kindheit liegt Tschernobyl. Die schwarze Zukunft, wie Alena die russische Bedeutung des Wortes in «Appassionata» des Zürchers Christian Labhart übersetzt.

Alena wurde gewissermassen von ihrer Mutter aus der Kindheit vertrieben – in die Musik. Es folgten Jahre in Einsamkeit, Drill und – Musik. Was sie in ihr fand, hat sie mit später jedem Verlust von Kindheit versöhnt: Sie begann Tönen zu lauschen, die über allem Elend schweben, übte Klavier, arbeitete sich in Partituren ein, wurde Meisterschülerin. Noch heute ist sie vor allem auch eins: Eine genaue Zuhörerin. «Mit den Worten kann man Lügen. Mit den Tönen nicht». So benennt sie selber, wie sie nach der Wahrheit in der Musik sucht. Und damit liefert sie im Film auch gleich das Stichwort, wie man ihr vielleicht am besten gerecht wird.  Mit Worten sollte man eigentlich nicht beschreiben, was sie uns mit Musik sagen will.

Seit langem beflügelte ein Herzewnswunsch die Pianistin, die in der Zwischenzeit in Wetzikon lebt. Sie wollte der Schule ihrer Heimat einen Flügel schenken. Also machte sich Alena Cherny auf den Weg von der Schweiz nach Kiew, den Flügel im Gepäck. Auf dieser Wunschreise begleiten wir sie, auf Nebenwegen. Auf der Reise erfahren wir viel von Alenas reicher Vergangenheit in Armut, in die Gegenwart ihrer Heimat –  an der tapferen Pianistin, so scheint es, ist die Vergangenheit glücklich vorübergegangen. Als hätte diese Frau nie eine Kindheit gebraucht, so erzählt sie von ihrer ersten Jahren, ihrer Verlassenheit im Internat, ihrer Begegnung mit ihrer treuesten Freundin: Der Musik.

Alena ist glücklich, als sie mit dem Instrument endlich bei ihrern ersten Lehrinnen angekommen ist. Etwas von jener Erlösung, die sie in der Musik gefunden hat, konnte sie weiter geben. Die Musikschule ihres Heimatdorfes wirkt beflügelt. Wir dürfen miterleben, dass wir uns auf eine Freundin immer verlassen können: Auf die Musik.

 

 

 

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