Durch die Fusion von Orell Füssli und Thalia fallen Stellen weg

In der Schweiz legen die offizielle Nummer zwei und die offizielle Nummer drei im Buchhandel ihr Geschäft zusammen: Durch die Fusion der Schweizer Buchläden von Orell Füssli und des deutschen Thalia-Konzerns gehen etwa 40 bis 50 Stellen verloren.

Die Kunden haben immer weniger die Wahl: Orell Füssli und Thalia legen Buchläden zusammen (Symbolbild) (Bild: sda)

In der Schweiz legen die offizielle Nummer zwei und die offizielle Nummer drei im Buchhandel ihr Geschäft zusammen: Durch die Fusion der Schweizer Buchläden von Orell Füssli und des deutschen Thalia-Konzerns gehen etwa 40 bis 50 Stellen verloren.

Diese Stellen dürften in den nächsten eineinhalb abgebaut werden, wie Orell-Füssli-Chef Michel Kunz am Donnerstag in einer Telefonkonferenz sagte. Thalia beschäftigt 650 Mitarbeiter, die Orell Füssli Buchhandlungs AG hat 400 Angestellte.

Orell Füssli und Thalia wollen ihre Buchläden in ein Genmeinschaftsunternehmen überführen, an dem sie je zur Hälfte beteiligt sind. Synergien gebe es bei der Logistik, beim Marketing und bei der Informatik.

Werden Buchläden geschlossen?

Das Filialnetz der beiden Buchhandelsketten würde sich grösstenteils ergänzen, sagte Kunz. Nur in St. Gallen, Basel und Winterthur gebe es Überschneidungen. Was in diesen drei Städten geschehe, werde man erst nach dem grünen Licht der Eidg. Wettbewerbskommission (Weko) entscheiden.

Auch unter welchem Namen die fusionierten Buchläden auftreten werden, soll erst nach einem Weko-Entscheid festgelegt werden. Die Weko wiederum will nach eigenen Angaben in spätestens fünf Monaten befinden, ob sie die Zusammenlegung genehmigen will.

Orell Füssli gehört mit seinen 14 Buchhandlungen und einem Umsatz von 114 Mio. Fr. im Jahr 2011 zu den drei grössten Buchhändlern der Schweiz. Noch grösser ist die deutsche Thalia, die mit dem Erwerb der Buchhandlungen Jäggi und Stauffacher seit rund 12 Jahren in der Schweiz tätig ist und 2012 einen Umsatz von 131 Mio. Fr. erzielte.

Dritter grosser Player ist die Migros-Tochter Ex Libris, die letztes Jahr Medien im Wert von 154 Mio. Fr. umsetzte, einen grossen Teil des Umsatzes aber mit Musik, Filmen und Computerspielen macht.

Im Internet werden Orell Füssli (books.ch) und Thalia (buch.ch) auch vom Internethändler Amazon konkurrenziert, der die Schweizer Kunden von Deutschland aus bedient.

Amazon erscheint übermachtig

Ihr Zusammengehen begründen Thalia und Orell Füssli mit sinkenden Umsätzen. Es sei vor allem eine Reaktion auf die zunehmende Abwanderung der Kunden ins Internet, erklärten beide Buchhandelsketten.

Der Onlineanbieter Amazon habe in den letzten Jahren den deutschsprachigen Markt sukzessive erobert und dürfte mittlerweile einen Marktanteil von 20 Prozent erreicht haben, sagte Kunz. Und Amazon sei weiter auf Wachstumskurs. Zudem wollten auch Apple und Google immer mehr digitale Inhalte vermarkten.

Nun wollten Orell Füssli und Thalia ihre Kräfte bündeln, insbesondere im Internet. Denn beide Unternehmen hätten die Erfahrung gemacht, dass Investitionen dort erheblich seien. Nur durch eine Bündelung könne man genügend Substanz erreichen, um den ausländischen Konkurrenten Paroli zu bieten, sagte Kunz.

SBVV begrüsst Fusion

Die Präsidentin des Buchhändler- und Verlegerverbandes, Marianne Sax, begrüsste die angekündigte Fusion. Es sei ihr recht, wenn sich die zwei grossen Unternehmen des Schweizer Buchmarktes gemeinsam dem US-Versandhaus Amazon entgegen stellen könnten, erklärte Sax gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Orell Füssli und Thalia seien gut geführte Buchhandlungen und auch für die Mitarbeiter „ordentliche Firmen“. Da die beiden Unternehmen den Markt gemeinsam bereits dominierten, ändere ihr Zusammengehen insofern für die übrigen Buchhandlungen in der Schweiz wenig, sagte Sax.

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