Die von Saudi-Arabien angeführte Allianz setzt ungeachtet iranischer und russischer Warnungen die Militärintervention im Jemen fort. Einen Tag nach Beginn der Luftangriffe haben Kampfflugzeuge erneut Stellungen der schiitischen Huthi-Milizen bombardiert.
Kampfjets griffen nach Berichten von Einwohnern der von der Huthi-Miliz kontrollierten Hauptstadt Sanaa den Präsidentenpalast an. Zugleich seien zwei Bezirke der nördlichen Heimatprovinz der Rebellen unter Beschuss genommen worden, sagten Angehörige der dort ansässigen Stämme.
Getroffen worden sei unter anderem ein Markt in Kataf al Boka in der Provinz Saada. Dort seien 15 Menschen getötet oder verletzt worden. Seit dem Beginn der Luftangriffe in der Nacht zum Donnerstag wurden nach Angaben des jemenitischen Gesundheitsministeriums in der von der Miliz kontrollierten Hauptstadt Sanaa mindestens 39 Zivilisten getötet.
Indien schickte unterdessen Schiffe, um Tausende im Jemen festsitzende indische Gastarbeiter in Sicherheit zu bringen. Nach Behördenangaben arbeiten derzeit rund 3500 Inder in dem arabischen Land, darunter viele Krankenschwestern aus Kerala.
Die Mehrheit der Gastarbeiter, etwa 2500, hielten sich in Sanaa auf, teilte der Ministerpräsident des südlichen indischen Bundesstaats, Oommen Chandy, in einer Erklärung auf seiner Seite im Sozialnetzwerk Facebook mit.
Ägyptische Schiffe in Region entsandt
Präsident Abd-Rabbu Mansur Hadi hatte sich bereits am Donnerstag nach Saudi-Arabien abgesetzt. Er hatte internationale Hilfen gegen die Huthi-Rebellen gefordert.
Der Iran hat Saudi-Arabien aufgefordert, die «Aggression und Luftangriffe» umgehend zu stoppen, erwägt aber keine Militärintervention. Auch Russland forderte am Donnerstag einen sofortigen Stopp der Kämpfe. China zeigte sich tief besorgt und forderte eine friedliche Lösung der Konflikte.
Die USA und Grossbritannien haben sich hinter die saudiarabische Intervention gestellt und Unterstützung versprochen. Ein Reihe arabischer Staaten unterstützt die Angriffe auf die Huthi-Milizen mit eigenem Militär.
Ägypten hat Kriegsschiffe in die Region entsandt. Pakistan erklärte, noch nicht entschieden zu haben, ob es die Intervention militärisch unterstützen werde.
Das sunnitische Saudi-Arabien rechtfertigt das Einschreiten in den schwelenden jemenitischen Bürgerkrieg mit der Wiederherstellung der «legitimen Rechte» von Präsident Hadi. Hadi und mit ihm der sunnitische Bevölkerungsanteil waren zuletzt angesichts militärischer Erfolge der schiitischen Huthi in immer grössere Bedrängnis geraten.
Erdogan telefoniert mit König Salman
Auch die Türkei stützt den Vorstoss Saudi-Arabiens. Präsident Recep Tayyip Erdogan warf noch am Donnerstag dem Iran vor, die Vorherrschaft in der Region anzustreben. Am Freitag liess er sich nach Angaben aus dem Präsidialamt in einem Telefonat mit dem saudischen König Salman über Einzelheiten des Militäreinsatzes informieren.
Der Iran versteht sich als Schutzmacht der Schiiten, zu denen auch die Huthi zählen. Der Anführer der Huthi-Milizen, Abdel-Malek al-Huthi, kündigte an, die Jemeniten würden sich der «kriminellen, ungerechten und ungerechtfertigten Aggression» entgegenstellen. Die Huthi kontrollieren den überwiegenden Teil Jemens – vor allem den Norden des Landes.