Arbeitsplatzsicherheit gewinnt in der Krise massiv an Bedeutung

Die Schulden- und Wirtschaftskrise in Europa schlägt auch auf das Gemüt der Schweizer Angestellten durch: Boni haben bei den hiesigen Arbeitnehmern laut einer Studie deutlich an Bedeutung bei der Jobwahl verloren. Ganz wichtig sind neuerdings die Arbeitsplatzsicherheit und ein hohes Mass an Eigenständigkeit.

Für Arbeitnehmer ist die Arbeitsplatzsicherheit wichtiger geworden (Symbolbild) (Bild: sda)

Die Schulden- und Wirtschaftskrise in Europa schlägt auch auf das Gemüt der Schweizer Angestellten durch: Boni haben bei den hiesigen Arbeitnehmern laut einer Studie deutlich an Bedeutung bei der Jobwahl verloren. Ganz wichtig sind neuerdings die Arbeitsplatzsicherheit und ein hohes Mass an Eigenständigkeit.

Dies sind für die Schweizer Angestellten die zwei zentralen Kriterien bei der Wahl ihres Arbeitgebers, wie aus einer Studie des Beratungsunternehmens Towers Watson hervorgeht. „Die Arbeitsplatzsicherheit hat stark an Gewicht gewonnen“, sagte Studienmitautor Hans Münch von Towers Watson am Dienstag vor den Medien in Zürich.

Und dies trotz tiefer Arbeitslosigkeit in der Schweiz. Die starken wirtschaftlichen Schwankungen und die Krisen der letzten Jahre hätten tiefe Spuren bei den Arbeitnehmern hinterlassen.

„Obwohl die Wirtschaftslage in der Schweiz im Gegensatz zum Ausland recht stabil ist, werden offensichtlich auch bei uns Mitarbeiter von Existenzängsten geplagt“, erklärte Münch: „Viele Schweizer setzen derzeit Fragezeichen, wo es hingeht.“

Thema aus dem Nichts

Das Kriterium der Arbeitsplatzsicherheit sei in der diesjährigen Umfrage bei weltweit 32’000 Angestellten, davon 750 in der Schweiz, wie aus dem Nichts erschienen. „Das war in den vergangenen Jahren nie ein Thema“, sagte Münch. Die vielen schlechten Nachrichten aus dem Ausland wirkten sich auch hierzulande aus. Europa- und weltweit schnellte die Arbeitsplatzsicherheit auf Platz zwei hoch.

Früher sei in der Schweiz die Selbstverwirklichung wichtig gewesen. „Jetzt kommen auch Grundfragen an die Oberfläche“, sagte Münch. Einerseits wollten sich die Schweizer in hohem Masse selber verwirklichen und bestimmen, was sie zu tun hätten. Andererseits achteten sie neu stark auf Sicherheit.

In der vorangegangenen Studie aus dem Jahre 2010 war eine herausfordernde Tätigkeit noch das Topkriterium für Schweizer Arbeitnehmer bei der Jobwahl. Heuer rutschte die „herausfordernde Tätigkeit“ auf den dritten Platz ab.

Grundlohn wichtiger

Das gestiegene Sicherheitsbedürfnis zeige sich auch bei den wichtigsten Kriterien, einer Firma treu zu bleiben. Toptreiber für die Mitarbeiterbindung ist neu der Grundlohn. Bonus und langfristige Anreize hätten hingegen etwas an Bedeutung verloren.

Die Leute wollten die Sicherheit, dass das Unternehmen die Löhne zahle und damit ihre Grundbedürfnisse sicherstelle. Die Karrieremöglichkeiten fielen indes heuer in ihrer Bedeutung vom ersten auf den zweiten Platz zurück.

Während vor der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 für viele die Taube auf dem Dach spannender gewesen sei als der Spatz in der Hand, sei es nun bezüglich Boni und langfristigen Anreizsystemen anders: „Die Leute werden grundsätzlich skeptischer gegenüber Zukunftsversprechen“, sagte Münch.

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