Der Sprecher der nigerianischen Sicherheitskräfte hat Angaben dementiert, wonach die Extremistengruppe Boko Haram in die Freilassung der vor sechs Monaten entführten Schülerinnen einwilligte.
«Zu diesem Aspekt gab es keine Einigung, aber sie rückt näher und näher», sagte Mike Omeri vom Nationalen Informationszentrum am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Omeri bestätigte jedoch die Ankündigung einer Waffenruhe durch Boko Haram. Die nigerianische Regierung habe daher ihrerseits eine Waffenruhe verkündet.
Der oberste Sekretär von Staatspräsident Goodluck Jonathan, Hassan Tukur, hatte AFP zuvor gesagt, Boko Haram habe bei Verhandlungen die Freilassung der 219 Schülerinnen zugesagt, die seit April in den Händen der Gruppe sind. Bei den Gesprächen in der Nacht zum Freitag sei auch eine Waffenruhe vereinbart worden.
Auch Nigerias Generalstabschef Alex Badeh sprach von einer Einigung auf eine Waffenruhe. Er bestätigte jedoch keine Einigung auf eine Freilassung der Schülerinnen.
Weltweite Bestürzung
Boko Haram hatte am 14. April eine Schule im nigerianischen Chibok überfallen und 276 Mädchen verschleppt. Einige konnten fliehen, von den anderen fehlte bislang jede Spur. Die Massenentführung der Mädchen hatte weltweit für Bestürzung gesorgt. Deren Eltern warfen der Regierung vor, sich nicht ernsthaft für die Freilassung ihrer Kinder einzusetzen.
Präsident Jonathan traf sich erst hundert Tage nach der Verschleppung der Schülerinnen zum ersten Mal mit den Angehörigen. Auch nach den neuen Ankündigungen ist mangels einer eigenen Erklärung von Boko Haram und angesichts früherer Ankündigungen von Waffenruhen, die sich nicht erfüllten, unklar, ob die Angaben stimmen.
Taktisches Manöver
Beobachter werteten die Ankündigung Tukurs als taktisches Manöver mit Blick auf die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr. Experten äusserten sich auch skeptisch über die angekündigte Waffenruhe. Der von Tukur als Verhandlungspartner genannte Danladi Ahmadu ist Beobachtern zufolge unbekannt.
Es wird erwartet, dass Jonathan bald seine neuerliche Kandidatur für das Präsidentenamt bekannt gibt. Dabei könnten ihm positive Nachrichten zum Konflikt mit Boko Haram, zur anhaltenden Gewalt im Land und zum Schicksal der entführten Mädchen nützlich sein.
Kämpfe in Kamerun
Boko Haram (deutsch: westliche Bildung ist Sünde) kämpft seit Jahren mit Gewalt für einen islamischen Gottesstaat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Der Gruppe wird bei Anschlägen und Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen der Tod von mehr als 10’000 Menschen seit 2009 angelastet.
Der Kampf hat sich auch auf das benachbarte Kamerun ausgeweitet. Dort wurden bei heftigen Gefechten zwischen der Armee und Boko-Haram-Kämpfern am Mittwoch und Donnerstag nach offiziellen Angaben mehr als hundert Islamisten getötet.
Bei den Kämpfen von «seltener Brutalität» im Norden Kameruns seien insgesamt acht kamerunische Soldaten und 107 Boko-Haram-Kämpfer getötet worden, teilte das Verteidigungsministerium des zentralafrikanischen Landes am Freitag in einer im Radio verlesenen Erklärung mit.