Den Kranz zu gewinnen ist das eine, das Fest zu gewinnen das andere. Arnold Forrer hat mit dem Sieg am Schaffhauser Kantonalfest in Stetten gezeigt, dass auch für einen 37-Jährigen alles möglich ist.
Wer nach dem jüngsten Kranzfestsieg von Schwingerkönig Forrer ein Haar in der Suppe sucht, findet eines. Ausser Forrer selbst war im Schaffhausischen nur gerade ein eidgenössischer Kranzgewinner am Start. Fabian Kindlimann, keiner der Giganten. Auch die stark aufstrebenden Nordostschweizer Youngsters Samuel Giger und Armon Orlik waren nicht zugegen.
Kam der Festsieg für Arnold Forrer also mit lauter Freilosen zustande? Dem ist entgegenzuhalten, dass sich das Niveau im Schwingsport in den letzten Jahren enorm verdichtet hat. Sichere, beinahe geschenkte Siege wie einstmals gibt es kaum noch. Und wer immer ein Fest gewinnen will, muss in aller Regel fünf der sechs Gegner auf den Rücken legen. Forrer führte es am Sonntag vor. Den Eidgenossen Kindlimann bezwang er im Anschwingen.
Den 45. Kranzfestsieg seiner Laufbahn errang Forrer am Thurgauer Kantonalfest Anfang Mai 2014. Danach sind 25 Monate vergangen, bis «Nöldi» am letzten Sonntag wieder zuschlug. Jeder Festsieg ist für einen 37-jährigen eine herausragende Leistung, die jeden Respekt verdient. Nach dem Triumph vom Sonntag sagte es Forrer so: «Es war natürlich eine brutal schöne Leistung, und es ist wunderbar, dass ich das noch einmal erleben darf, zumal ich ja letzten Herbst auf der Schwägalp diese schwere Schulterverletzung hatte.»
Es gab nicht viele Schwinger, die in ähnlichem Alter und nach Verletzungen noch dominant auftreten und überall um den Sieg mitreden konnten. Ein Beispiel eines bärenstarken Oldies war der überaus populäre Offensivschwinger Hans-Peter Pellet. Einen grossen Teil seiner 41 Kranzfestsiege errang der Sensler im eigenen Verband, in dem die Konkurrenz kleiner war als in den vier übrigen Verbänden. Und doch siegte er mit fast 36 Jahren am glänzend besetzten Bergkranzfest am Schwarzsee und am Südwestschweizer Teilverbandsfest.
Der kleine, wirblige Pellet war, was die grossen Erfolge betraf, ein Spätzünder. Den ersten eidgenössischen Kranz holte er 1998 mit fast 28 Jahren in Bern ab. Und dennoch verabschiedete es sich als fünffacher Eidgenosse. Bei seinem letzten, erfolgreichen Auftritt an einem Eidgenössischen, 2010 in Frauenfeld, war er fast 40 Jahre alt und der unbestrittene Liebling des Publikums. Mit 136 Kranzgewinnen insgesamt hielt Pellet fast sechs Jahre lang den Rekord, bis er vor kurzem von Arnold Forrer abgelöst wurde. Forrer ist unterdessen bei 139 Kränzen angekommen.
Forrer hatte den Gewinn des siebten eidgenössischen Kranzes als sein Ziel für das eidgenössische Fest von Ende August in Estavayer-le-Lac erklärt. Korrigiert er die Zielsetzung nach dem Sieg am Schaffhauser Kantonalen nach oben? Die Antwort des Toggenburgers war diplomatisch: «Meine Formkurve zeigt sicher nach oben. Die Favoritenrolle liegt aber bei anderen. Ich bin froh, wenn ich den Kranz mache.»