Inmitten der anhaltenden Gewalt in Syrien hat Baschar al-Assad Parlamentswahlen angeordnet. In einem Dekret setzte der Präsident den Wahltermin auf den 7. Mai an, wie die amtliche Nachrichtenagentur Sana am Dienstag meldete.
Das Regime, das sich seit einem Jahr heftigen Protesten gegenüber sieht, hatte bereits im Herbst vergangenen Jahres „freie und transparente“ Wahlen versprochen. Ende Februar legte Assad seinen Bürgern eine neue Verfassung zur Abstimmung vor, die mit deutlicher Mehrheit angenommen wurde.
Damit wurde unter anderem die Vormachtstellung der arabisch-sozialistischen Baath-Partei in der Verfassung beendet. Faktisch bleibt sie allerdings bestehen. Da zeitgleich weiter Bomben auf die Protesthochburgen des Landes fielen, hatten sowohl Regierungsgegner als auch westliche Regierungen die Volksabstimmung als „Farce“ bezeichnet.
Annan fordert Antwort
Der frühere UNO-Generalsekretär Kofi Annan traf sich in Ankara mit Vertretern des oppositionellen Syrischen Nationalrats (SNC) und beriet über ein Ende des Konflikts. Er erwarte noch am Dienstag eine Antwort der syrischen Regierung auf seine Vorschläge zur Beilegung der Krise, erklärte er im Anschluss an das Treffen.
„Das Töten und die Gewalt müssen enden“, forderte Annan. Er habe bereits mehrfach deutlich gemacht, dass das Wohl des syrischen Volkes seine grösste Sorge sei.
Die Vorschläge hatte er Assad anlässlich seines Besuchs in Damaskus am Wochenende unterbreitet. Zum Inhalt äusserte er sich nicht. Annan ist im Auftrag von UNO und Arabischer Liga in der Region unterwegs.
Der Chef des Syrischen Nationalrats, Burhan Ghaliun, sagte, die Opposition hoffe noch immer auf eine „politische und diplomatische Lösung“. Sollte diese nicht gelingen, werde die Opposition das Angebot von Waffenlieferungen aus anderen Ländern annehmen. Potenzielle Lieferanten nannte er keine. Staaten wie Saudi-Arabien und Katar haben aber bereits Hilfe angeboten.
Idlib eingenommen
In Syrien selbst hielt die Gewalt auch am Dienstag unvermindert an. Laut der regierungsnahen Zeitung „Al-Watan“ nahmen Regierungstruppen die Stadt Idlib im Norden des Landes ein, die zuvor von Aufständischen gehalten worden war.
Assads Streitkräfte hatten die Stadt drei Tage lang belagert. Nach Augenzeugenberichten ging den in der Stadt verschanzten abtrünnigen Soldaten die Munition aus.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschrechte berichtete von zehn getöteten Soldaten bei einem Angriff in der Provinz Idlib. In der Provinz Daraa im Süden seien zwölf Sicherheitskräfte von Aufständischen getötet worden.