Gleich zwei Assassin’s Creed Titel schickt Ubisoft in den umkämpften Weihnachtsverkauf: Assassin’s Creed Unity für die Next Gen Konsolen PS4 und XBOX ONE sowie den PC und Assassin’s Creed Rogue für die «alten» PS3 und XBOX360. Interessanterweise überzeugt gerade Rogue von der Story her mehr als sein grosser Bruder. Wieso das so ist, lest ihr im Test.
ASSASSIN‘S CREED UNITY
Die Welt der Tempelritter und Assassinen hat der Videospielwelt viele schöne Abenteuer beschert. Von wilden Kämpfen in Jerusalem oder Florenz bis hin zur Geburt der Vereinigten Staaten von Amerika und rumseligen Kaperfahrten durch die Karibik. Die Geschehnisse waren stets begleitet von einer Science Fiction Story rund um eine übermächtige Softwarefirma namens Abstergo, hinter deren Fassade sich die Tempelritter verstecken. Mit der Ankündigung von ASSASSIN‘S CREED UNITY versprach Ubisoft einen Neubeginn. Eine komplett neu entwickelte Engine, mehr Freiheiten und ein Setting, das dieses Credo verkörpert, wie kein zweites: die französische Revolution.
Arno Dorian ist ein taugenichtiger Nobelmann im Paris des 18. Jahrhunderts. Im Vorfeld der französischen Revolution erfährt er seine wahre Bestimmung: Sein ermordeter Vater war ein berühmter Assassine. Nun soll er in dessen Fussstapfen treten. Dann erfährt er, dass seine Jugendliebe Elise eine Templerin ist. Arno muss schwere Entscheidungen treffen, die nicht nur sein Liebesleben verändern, sondern gar den weiteren Verlauf der Weltgeschichte beeinflussen könnten.
Historische Berühmtheiten und Verschwörungstheorien
Was die Geschichten der Assassin‘s-Creed-Reihe jeweils so unterhaltend machen, ist die Vermischung von echten historischen Begebenheiten mit haarsträubenden Verschwörungstheorien. Das ist auch in ASSASSIN‘S CREED UNITY nicht anders: Ob Marquis de Sade oder Napoléon Bonaparte – im Spielverlauf trifft man immer wieder auf historische Berühmtheiten. Dass die eigentliche Story auf dem Niveau einer mittelmässigen «Gute Zeiten, schlechte Zeiten»-Folge ist, kann man darob fast verzeihen.
Grafisch ist das Spiel jedenfalls ein Genuss: Die engen Gassen, die majestätischen Kathedralen – alles ist mit ungesehener Detailtreue und in atemberaubender Qualität umgesetzt worden. Die zahlreichen Menschenaufläufe sind höchst beeindruckend – hier können die Next-Gen-Konsolen (und entsprechend starke PCs) ihre Muskeln spielen lassen.
Steuerung lässt zu wünschen übrig
Wo im nächsten Teil allerdings stark nachgebessert werden muss, ist bei der Steuerung. Eine weitere Stärke der Reihe waren seit jeher die tollen Freerunning-Bewegungen, die die Spielfigur intuitiv drauf hatte. Scheinbar mühelos werden Hindernisse übersprungen oder meterhohe Zäune überwunden. Auch das Hochklettern an riesigen Türmen geschieht problemlos. Nur leider hängt sich das Ganze nicht selten selbst auf. Wird man beispielsweise von schiesswütigen Wachen verfolgt, merkt die Steuerung nicht, dass man ganz schnell Fersengeld geben möchte. Im Gegenteil: Nicht selten versucht in solchen Situationen die Spielfigur verzweifelt (und ungewollt) an irgendeinem Gartenzaun hochzukraxeln. Die Gegner stellen sich dann unten dran und knallen einen über den Haufen.
Solche Momente sind bedauerlich, denn sie demonstrieren nicht einfach nur eine unpräzise Steuerung, sondern sie zerstören den Mythos vom Super-Attentäter, der katzengleich über die Dächer hüpft. Das ist einfach nur schade, denn je besser die Grafik, desto härter der Realitätsverlust, wenn sich die Figuren dann lächerlich und tölpelhaft verhalten.
Insgesamt unterhaltsam
Ebenfalls neu ist der Skill-Tree: Erstmals darf man dem eigenen Charakter spezielle Fähigkeiten spendieren, die seine Schleich- und Kampffähigkeiten erweitern. Und für den Multiplayer-Modus hat man sich auch was überlegt: Betritt man eine Taverne, kann man dort seine Freunde rekrutieren, um mit ihnen den Coop-Modus zu starten. Gewisse Story-Missionen sind jedoch exklusiv dem Single-Player-Modus vorbehalten. Insgesamt ist das aber ein guter Ansatz und funktioniert einwandfrei.
Sieht man über die Steuerungs-Patzer hinweg, bleibt ASSASSIN‘S CREED: UNITY trotzdem ein unterhaltender Titel. Er überzeugt grafisch und spielerisch. Leider fehlt aufgrund des Settings ein wenig die Abwechslung, die sich aus dem Piraten-Szenario von Black Flag ergeben hatte. Hier besteht Luft nach oben…
Summa summarum bekommt das Spiel einen Spieltrieb-Faktor von 7 von 10 Punkten.
Titel: Assassin’s Creed Unity
Spieler: 1-4
Preis: ca. 69 Franken
PEGI: Ab 18 Jahren
Parallel zu den Next-Generation-Versionen veröffentlicht Ubisoft auch noch ein komplett eigenständiges Spiel für die PS3 und XBOX360:
ASSASSIN‘S CREED: ROGUE
In der Haut eines irischen Kämpfers Shay Patrick Cormac erleben wir den Siebenjährigen Krieg in Nordamerika. Grossbritannien und Frankreich kämpfen um die Vorherrschaft in Nordamerika. Das bekannte Ende: der Pariser Frieden von 1763. Dieser bedeutete das Ende der französischen Kolonialherrschaft, und für Fans der Reihe wird schnell klar: Hier wird der Bogen zu ASSASSIN‘S CREED UNITY gespannt.
Die Geschichte des Assassinen Cormac, der das Lager wechselt und einem so erstmals erlaubt, als Templer zu spielen, überzeugt auf der ganzen Linie. Als Verräter steht Cormac nämlich im starken Fokus der Assassinen und lebt höchst gefährlich. Anders als in bisherigen Assassin‘s-Creed-Spielen ist man hier der Verfolgte und entwickelt schnell eine fiese Paranoia. Hinter jeder Ecke könnte ein Attentäter lauern.
Gelungener Streich für PS3 und XBOX360
Das aus Assassin‘s Creed III und IV bekannte Seefahrer-Element trifft man auch in ASSASSIN‘S CREED: ROGUE. Allerdings wirkt die See hier noch viel bedrohlicher, denn es ist kalt. Verdammt kalt. Das Winterszenario passt perfekt zum bedrohten Zustand der Hauptfigur und sieht auch visuell höchst ansprechend aus. Und wenn man dann die Nordlichter erblickt, staunt man, zu was die guten alten Konsolen der letzten Generation fähig waren.
Wer noch keine Next Gen oder zumindest noch eine der alten hat: Für PS3 und XBOX360 ist das Spiel ein wirklich gelungener «letzter Streich» und übertrumpft in Sachen Story sogar sein Next-Gen-Pendant.
Und so bekommt ASSASSIN‘S CREED: ROGUE einen Spieltrieb-Faktor von 8 von 10 Punkten nicht zuletzt wegen dem originellen Rollentausch von Templern und Assassinen.
Titel: Assassin’s Creed Rogue
Spieler: 1-4
Preis: ca. 69 Franken
PEGI: Ab 18 Jahren
Das Cover.