Der Bund greift in der Abgas-Affäre durch: Als erstes Land verbietet die Schweiz vorübergehend den Verkauf von betroffenen Fahrzeuge der VW-Marken. In einer Mitteilung vom Freitagabend ist vom vorsorglichen Entzug der Typengenehmigung die Rede.
Eine entsprechende Verfügung sei in Vorbereitung. Details würden am Montag bekanntgegeben, schreibt das Bundesamt für Strassen (ASTRA). Mit dieser Massnahme verhindere die Behörde, dass weitere potenziell betroffene Fahrzeuge für den Schweizer Strassenverkehr zugelassen werden. Nicht betroffen von der Verfügung sind bereits in Verkehr gesetzte Fahrzeuge. Diese Wagen dürfen also weiterhin fahren.
Das ASTRA geht davon aus, dass in der Schweiz rund 180‘000 Fahrzeuge betroffen sein könnten. Es sind Modelle aus dem Volkswagenkonzern der Marken Audi, Seat, Skoda und Volkswagen der Baujahre 2009 bis 2014 (ausschliesslich Ausführungen Euro5), welche mit Dieselmotoren in den Ausführungen 1,2 TDI, 1,6 TDI und 2.0 TDI ausgerüstet sind. Euro6-Motoren der laufenden Produktion sind nicht betroffen.
Als nächsten Schritt klärt das ASTRA ab, ob und falls ja, welche dieser Fahrzeugtypen tatsächlich mit manipulierter Software ausgestattet sind. Die VW-Importeurin Amag nahm gegenüber der Nachrichtenagentur sda zum vorläufigen Verkaufsverbot keine Stellung.
Chefwechsel
Unterdessen kam es bei VW zum Chefwechsel: Der bisherige Porsche-Chef Matthias Müller übernehme mit sofortiger Wirkung die Führung des Unternehmens, teilte am Freitagabend der Interimsvorsitzende des Aufsichtsrates, Berthold Huber, in Wolfsburg mit.
Der bisherige VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn war am Mittwoch zurückgetreten. Zuvor war in den USA herausgekommen, dass Volkswagen mit Abgaswerten von Dieselfahrzeugen bei Tests betrogen hat.
Eine entsprechende Software ist nach Angaben des Konzerns weltweit in elf Millionen Autos eingebaut. «Die Testmanipulationen bedeuten für Volkswagen ein moralisches und politisches Desaster», sagte Huber. Es habe ein «rechtswidriges» Verhalten von Erfindern und Technikern gegeben.
«Dafür entschuldige ich mich in aller Form bei unseren Kunden und der Öffentlichkeit.» Der Aufsichtsrat habe in Folge des Skandals empfohlen, «einige Mitarbeiter umgehend zu beurlauben», sagte Huber. Dies sei teilweise bereits erfolgt.
Allein in den USA kommen auf Volkswagen eine Milliardenstrafe sowie eine teure Rückrufaktion und Schadenersatzklagen zu. Unter anderem um diesen zu begegnen, beschloss der Aufsichtsrat, «deutsche und US-Rechtsanwälte zu mandatieren, die die Manipulation von Abgaswerten bei Dieselmotoren objektiv ermitteln und vollständig aufklären sollen».