Forschern ist es gelungen, den «Kuss» eines besonders heissen und massereichen Sternenpaars zu beobachten – weit entfernt im Tarantelnebel. Es könnte ein Liebesspiel mit tödlichem Ausgang sein.
Die beiden Himmelskörper stehen einander so nah, dass sich ihre Oberflächen berühren, wie die Europäische Südsternwarte ESO in Garching bei München berichtet. Forscher um Hugues Sana von der belgischen Universität Löwen haben sie mit dem Very Large Telescope der ESO in Chile entdeckt und im «Astrophysical Journal» vorgestellt.
Der junge Doppelstern liegt rund 160’000 Lichtjahre entfernt im Tarantelnebel, einer der produktivsten Sternfabriken in der kosmischen Nachbarschaft der Erde. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, also etwa 9,5 Billionen Kilometer.
Die beiden Sterne sind an der Oberfläche rund 40’000 Grad Celsius heiss und haben zusammen etwa 57 Mal so viel Masse wie die Sonne. Sie sind damit der bis heute heisseste und massenreichste bekannte Doppelstern. Sie teilen sich durch den engen Kontakt etwa 30 Prozent ihrer Masse.
In der weiteren Entwicklung sind gemäss ESO zwei Schicksale denkbar: Entweder die Sterne verschmelzen zu einer Riesensonne, die in einer der energiereichsten Explosionen im Universum enden könnte. Oder sie entgehen der Verschmelzung und explodieren einzeln in einer Supernova, wobei jeweils ein Schwarzes Loch zurückbliebe.
Bei einer solch extrem hellen Explosion schleudern Sterne am Ende ihrer Lebenszeit ihre Hülle ins All; der Kern kann zu einem Schwarzen Loch zusammenstürzen. So könnte im Tarantelnebel ein aussergewöhnlich enges Doppelsystem aus Schwarzen Löchern entstehen, das eine starke Quelle sogenannter Gravitationswellen wäre.