Auch Genfer Bildungsministerin bangt um nationale Einheit

Die Genfer Bildungsministerin Anne Emery-Torracinta sieht den «nationalen Zusammenhalt» gefährdet. Grund: Deutschschweizer Kantone wollen Französisch nicht mehr auf Primarstufe unterrichten. Nachvollziehen kann sie indes das Argument, dass Schüler überlastet seien.

Sorgt sich: Genfer Regierungsrätin Anne Emery-Torracinta (Archiv) (Bild: sda)

Die Genfer Bildungsministerin Anne Emery-Torracinta sieht den «nationalen Zusammenhalt» gefährdet. Grund: Deutschschweizer Kantone wollen Französisch nicht mehr auf Primarstufe unterrichten. Nachvollziehen kann sie indes das Argument, dass Schüler überlastet seien.

Die Genfer Bildungsministerin Anne Emery-Torracinta sieht den «nationalen Zusammenhalt» gefährdet. Grund: Deutschschweizer Kantone wollen Französisch nicht mehr auf Primarstufe unterrichten. Nachvollziehen kann sie indes das Argument, dass Schüler überlastet seien.

«Das ist übrigens auch eine meiner Befürchtungen im Bezug auf das Englisch, das wir in der Primarschule eingeführt haben», sagte sie in einem Interview mit der Westschweizer Tageszeitung «Le Courrier» vom Freitag. Genf sei davon besonders betroffen, da hier viele Schüler Französisch nicht als Muttersprache hätten.

Doch sie verstehe nicht, wieso gewisse Kantone ausgerechnet den Französischunterricht abschaffen wollen und nicht den Englischunterricht. Überhaupt sei der Unterricht von zwei Fremdsprachen eine Folge des HarmoS-Konkordats. Dieses nun infrage zu stellen sei «nicht korrekt», sagte Emery-Torracinta.

Die SP-Regierungsrätin erinnert an die Spielregeln. «Wir respektieren diese, während andere in ihrer Ecke machen was sie wollen», kritisierte sie.

Am Wochenende hatte bereits ihre Waadtländer Amtskollegin Anne-Catherine Lyon vor einem «Spiel mit dem Feuer» gewarnt. Die Präsidentin der Konferenz der Bildungsdirektoren der französischen und italienischen Schweiz (CIIP) sagte, eine nationale Volksabstimmung über den Fremdsprachenunterricht sei um jeden Preis zu vermeiden. Sie würde zur Zerreissprobe für die Schweiz.

Mehrere Interventionsmöglichkeiten

In mehreren Kantonen ist jüngst die Diskussion über Frühfremdsprachen erneut entbrannt. Im Kanton Thurgau hatte Mitte August das Kantonsparlament entschieden, Französisch erst ab der Sekundarstufe zu unterrichten.

Die Nidwaldner Regierung stimmte kurz darauf einer SVP-Initiative mit gleicher Forderung zu. Auch in Graubünden und in Luzern sind ähnliche Volksabstimmungen zu Stande gekommen. Die kantonalen Lehrerverbände wiederum wollen nur noch eine obligatorische Fremdsprache in der Primarschule, und zwar eine Landessprache.

Auch Bundesrat Alain Berset will nicht tolerieren, dass Deutschschweizer Schüler erst in der Oberstufe eine zweite Landessprache lernen. Streichen Kantone das Frühfranzösisch oder -italienisch aus dem Stundenplan, werde er eingreifen, hat er angekündigt. Möglichkeiten hat er verschiedene – vermutlich hätte aber am Ende das Volk das letzte Wort.

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