Auf gefährlichen Passagen wie etwa durch den Golf von Aden vor Somalia setzen mittlerweile auch Schweizer Handelsschiffseigner auf den Schutz durch private Sicherheitsfirmen. Das Schweizerische Schifffahrtsamt (SSA) bestätigte einen Bericht der „NZZ am Sonntag“.
Im Verlauf der Diskussionen über eine allfällige Teilnahme der Schweiz an der EU-Anti-Piratenoperation „Atalanta“ hatten sich die Schweizer Reeder noch gegen die Präsenz privater und bewaffneter Sicherheitsleute auf ihren Schiffen ausgesprochen.
Inzwischen hat bei den Reedern der Wind gedreht. Die langjährige Usanz, dass Handelsschiffe unbewaffnet sind, musste laut SSA über Bord geworfen werden. Und der Schutz wirke offenbar; bisher sei kein Schiff mit bewaffneten Sicherheitsleuten an Bord gekapert worden.
Und obwohl die Schweiz eine Atalanta-Teilnahme schliesslich ablehnte, profitiert sie von diesem Anti-Piraten-Programm: Die starke Präsenz von Kriegsschiffen erhöhe auch die Sicherheit von Schweizer Schiffen, sagte SSA-Chef Reto Dürler gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Nicht billig
Nach Recherchen der „NZZ am Sonntag“ ist der Einsatz von bewaffneten Wachleuten – oft ausgemusterte Marinesoldaten oder Ex-Polizisten – nicht gerade billig. Ein einwöchiger Einsatz eines vierköpfigen Teams komme auf rund 40’000 Dollar zu stehen. Die Söldner kämen deshalb nur bei besonders gefährlichen Passagen zum Einsatz.
Andere Schutzmassnahmen bestehen – neben verstärkten Wachen – etwa im Anbringen von Stacheldraht oder Glassplittern an der Reeling, um den Piraten das Entern zu erschweren.
41 Handelsschiffe
Das Schifffahrtsamt ist dem Departement für auswärtige Angelegenheiten angegliedert. Nach SSA-Angaben umfasst die Schweizer Flotte zurzeit 41 Handelsschiffe – Massengutfrachtern, Containerschiffen, Mehrzweckfrachtern, Asphalt- und Produktetankern. Die Schiffe werden weltweit nach Bedarf eingesetzt.
Die Flotte wird durch 6 Reedereien mit Sitz in der Schweiz betrieben. Die Reeder informieren wöchentlich über die aktuellen Standorte der Schweizer Hochseeschiffe.