Bei dem spektakulären Kunstfund in München sind auch unbekannte Meisterwerke entdeckt worden. Die Sammlung sei von ausserordentlicher ästhetischer Qualität und grossem wissenschaftlichem Wert, sagte die Berliner Kunsthistorikerin Meike Hoffmann am Dienstag vor den Medien in Augsburg.
Der Kunstfund in München entfaltet sich mehr und mehr: Nun wurden neue, unbekannte Meisterwerke von «ausserordentlicher Qualität und grossem wissenschaftlichem Wert» gefunden, sagte die Berliner Kunsthistorikerin Meike Hoffman am Dienstag in Augsburg. Mehrere Bilder berühmter Avantgarde-Künstler wie Otto Dix oder Marc Chagall waren nach ihren Worten bisher gänzlich unbekannt und nicht in Werkverzeichnissen erfasst.
Bei den bereits 2012 entdeckten 1400 Bildern handle es sich nicht nur um Werke der klassischen Moderne, sondern auch um deutlich ältere, sagte Hoffmann. Auch Bilder des 19. Jahrhunderts seien dabei gewesen. Das älteste Werk stamme aus dem 16. Jahrhundert.
Die Werke seien «von ganz ausserordentlicher Qualität», sagte Hoffmann. Die Bilder entdeckt zu haben, sei «natürlich ein unheimliches Glücksgefühl». Die Einzelforschung zu den einzelnen Künstlern werde davon sehr profitieren.
Hoffmann rechnet damit, dass die Ermittlungen, bei welchen Bildern es sich um Raubkunst handelt, noch lange andauern werden.
Bilder in gutem Zustand
Die Wohnung des 79-jährigen Cornelius Gurlitt in München-Schwabing war am 28. Februar 2012 durchsucht worden und nicht bereits 2011. Dies stellte der Leiter des Zollfahndungsamts München, Siegfried Klöble, klar, ohne allerdings den Namen Gurlitt zu nennen.
Die Ermittler stiessen in einem Raum auf die Bilder. «Die Gemälde waren in diesem Raum fachgerecht gelagert und in einem sehr guten Zustand», sagte Klöble. Hoffmann ergänzte, die Bilder seien zum Teil verschmutzt gewesen, aber nicht beschädigt.
Nach Angaben des Augsburger Oberstaatsanwalts Reinhard Nemetz beschlagnahmten die Behörden 1285 ungerahmte und 121 gerahmte Bilder. Darunter befanden sich Werke von Picasso, Chagall, Marc, Nolde, Spitzweg, Renoir, Macke, Courbet, Beckmann, Matisse, Liebermann, Dix, Kokoschka, Schmidt-Rottluff, Toulouse-Lautrec und Kirchner. Zum geschätzten Wert der Sammlung machte er keine Angaben.
Vermutlich kein zweites Lager
Das Gemälde «Löwenbändiger» von Max Beckmann sei noch vor der Durchsuchung versteigert worden. Die Gemälde seien derzeit nicht in einem Depot in Garching bei München gelagert, sondern anderswo untergebracht. Der Ort wird geheim gehalten. Die Fotos der Werke sollen nicht online gestellt werden, sagte Nemetz. Denn dies könnte die Interessen von Anspruchsberechtigten verletzen.
Auf die Spur der Bilder kamen die Ermittler nach einer Personenkontrolle am 22. September 2010 in einem Schnellzug von Zürich nach München. Dabei ergab sich der Anfangsverdacht einer Steuerstraftat. Ermittelt wird auch wegen möglicher Unterschlagung. Anders als spekuliert worden war, gehen die Ermittler nicht davon aus, dass Gurlitt noch ein zweites Lager hatte.
Weiteres Haus in Salzburg
Das gilt offenbar auch für ein ungepflegt und unbewohnt wirkendes Haus, das Gurlitt im Salzburger Stadtteil Aigen besitzt. «Von den deutschen Behörden hat sich noch niemand bei uns gemeldet», sagte Marcus Neher, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg.
«Bei der Staatsanwaltschaft Salzburg liegt nichts gegen den Mann vor», sagte Neher. Allerdings hat die deutsche Justiz vor knapp zwei Jahren die Salzburger Kollegen mit der Bitte um Ermittlungen gegen Gurlitt wegen eines Finanzvergehens kontaktiert. Dabei sei es um Kunsthandel gegangen, nicht um illegale Kunstwerke, sagte Neher.