Die Geheimdienstaffäre um den zurückgetretenen CIA-Chef David Petraeus weitet sich aus. Wie das US-Verteidigungsministerium bekanntgab, wird wegen möglicherweise „unangemessener Kommunikation“ gegen den US-Oberkommandierenden in Afghanistan, General John Allen, ermittelt.
Es gehe um Mails, die der General an Jill Kelley, eine Freundin von David Petraeus, geschickt habe, teilte das Pentagon am Dienstag mit. Kelley soll auch Drohmails von Petraeus‘ Ex-Geliebter und Biografin Paula Broadwell erhalten haben.
Das Bekanntwerden der ausserehelichen Affäre zwischen dem Vier-Sterne-General und seiner Biografin hatte am vergangenen Freitag zum Rücktritt von Petraeus geführt.
US-Verteidigungsminister Leon Panetta erklärte, dass das FBI den Fall Allen am Sonntag an das Pentagon übergeben habe. Am Montag habe er dann Ermittlungen gegen den Oberkommandierenden der Internationalen Schutztruppe in Afghanistan (ISAF) und der US-Truppen angeordnet.
Aus dem Umfeld Panettas verlautete, untersucht würden 20’000 bis 30’000 Seiten E-Mails und andere Unterlagen, die Allens Kommunikation mit Kelley aus den Jahren 2010 bis 2012 betreffen. Man sei besorgt, dass es sich dabei um eine „unangemessene Kommunikation“ handle. Man wolle aber nicht über den Inhalt der Dokumente spekulieren.
Allen hatte Petraeus im Juli 2011 in diesem Amt abgelöst. Allen bleibe während der Ermittlungen auf seinem Posten, sagte Panetta. Seine Nominierung als Oberkommandierender der US-Streitkräfte in Europa und der NATO-Truppen in Europa sei aber bis zur Klärung der Fakten auf Eis gelegt.
Ermittlungen im Haus von Broadwell
Die US-Bundespolizei FBI durchsuchte unterdessen am späten Montagabend offenbar das Haus Broadwells. Eine FBI-Sprecherin bestätigte, dass sich Agenten im Wohnhaus der Ex-Geliebten von Petraeus in Charlotte im US-Staat North Carolina aufhielten, machte aber keine näheren Angaben. Vor dem Anwesen waren FBI-Agenten mit Kartons zu sehen, wie sie häufig bei Durchsuchungen zur Beweissammlung verwendet werden.
Kelley arbeitet als ehrenamtliche soziale Vertrauensperson für den Luftwaffenstützpunkt MacDill in Florida, auf dem auch das US-Zentralkommando und das Kommando der US-Spezialkräfte ihren Sitz haben. Sie steht nicht in Diensten der US-Regierung.
Die Affäre zwischen Broadwell und Petraeus wurde aktenkundig, nachdem die 37-jährige Kelley über Droh-Mails geklagt hatte, die offenbar von Broadwell versandt worden waren. Bei den Nachforschungen kamen Textnachrichten zwischen Broadwell und Petraeus ans Licht, zu denen die beiden befragt wurden.
Berichten zufolge wollte der CIA-Chef seinen Posten behalten. Wie die „Washington Post“ unter Berufung auf Petraeus nahestehenden Personen berichtete, zog sich der General erst zurück, als klar wurde, dass seine aussereheliche Affäre mit seiner Biografin öffentlich werden würde.