Auf der Spur des Mutter-Gottes-Kults

Bevor der Stern von Bethlehem wieder über uns steht, denken wir kurz über die Jungfrau Maria nach: Der junge Franco-Ägypter Namir hilft uns in «La Vierge, les Coptes et Moi» auf humorvolle Art dabei, eine kleines Wunder zu entdecken. Zu sehen ist es in der Reihe «Le Bon Film» zur Zeit im Stadtkino Basel. Namirs […]

Namir Abdel Messeh auf der Suche nach der Erscheinung der Mutter Gottes

Bevor der Stern von Bethlehem wieder über uns steht, denken wir kurz über die Jungfrau Maria nach: Der junge Franco-Ägypter Namir hilft uns in «La Vierge, les Coptes et Moi» auf humorvolle Art dabei, eine kleines Wunder zu entdecken. Zu sehen ist es in der Reihe «Le Bon Film» zur Zeit im Stadtkino Basel.

Namirs Mutter sichtet auf einem Familien-Video aus ihrer Heimat Ägypten eine Mutter-Gottes-Erscheinung. Doch Namir sieht da, wo Mutter das Wunder vermutet, rein gar nichts. Also macht der in Frankreich aufgewachsene Sohn sich mit seiner Filmkamera auf. Bei seinen koptischen Vorfahren in Ägypten beginnt seine Suche. Er findet gottesfürchtige, wundervolle Partner, aber auch eine unerbittliche Gegnerin von Mutter Gottes Gnaden: Seine eigene Mutter.

Misstrauisch verfolgt die Mutter die Pläne ihres Sohnes: Er will bei ihren Vorfahren in Ägypten dem Mutter-Gottes-Kult auf die Spur kommen. Natürlich ist die Mutter dagegen. Sie will nicht, dass ihre Verwandtschaft, insbesondere ihre Armut, im Film gezeigt wird. Doch Namir lässt sich nicht abhalten: Anstatt mit seiner Mutter zu streiten, baut er sie – von ihr unbemerkt – in seinen Film ein: Er findet in der dezidierten Gegnerin des Films eine hinreissende Schauspielerin, eine umsichtige Organisatorin, eine bestimmende Kraft seiner Geschichte und schliesslich eine begeisterte Zuschauerin.

Die Mutter als emotionaler Kern des Films

Während Namir mit seinen Verwandten und Bekannten eine filmische Mutter-Gottes-Erscheinung probt, wird seine Mutter ungewollt zum Star dieser Lausbüberei: Sie bildet als herzergreifende Verteidigerin der Integrität ihrer Herkunft den emotionalen Kern des Films. Rührend stellt sie sich vor die Unberührbarkeit der Dogmen und hilft ihnen zugleich zu einem tieferen Sinn. So unschuldig haben wir selten eine Mutter ihr Weltbild verändern sehen, um ihren Sohn zu verteidigen.   

Es ist eine vom Humor getragene Suche nach einer höheren Wahrheit: Der Film erzählt ebensoviel über das Wunder, dass ein Film zustande kommt, wie darüber, wie Wunder ihre Wirkung entfalten. Wer gerne einen Blick in ein ganz anderes Ägypten werfen will, findet hier viel landestypischen Humor: Es ist die leise Art der einfachen Leute, das herrschende Denken in Frage zu stellen. Ohne blasphemisch zu sein, hilft der Film, über den Sinn von Wundern nachzudenken. Zum Beispiel jenem, dass Angehörige der verschiedenen Glaubensrichtungen sich in einem Film religiös fast einig sind. Die Suche nach dem Wunder endet mit einem kleinen Wunder.

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Der Film läuft im Stadtkino in der Reihe ‚Le Bon Film‘.

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