Das Schweizer Nationalteam nimmt hoch über dem Zürichsee die Vorbereitung auf die entscheidenden EM-Qualifikationsspiele gegen San Marino und in Estland in Angriff.
Oscar Wendts Knie hat im Champions-League-Spiel gegen Manchester City bei Yann Sommer einen sprichwörtlich bleibenden Eindruck hinterlassen. In Feusisberg rückte der Keeper von Mönchengladbach nach der Operation der gebrochenen Nase vom letzten Donnerstag mit einem grossen Pflaster ein. Gestern erhielt Sommer eine Karbonmaske – und vorderhand trainingsfrei.
In den kommenden Tagen soll getestet werden, ob ein Einsatz mit der Spezialanfertigung möglich ist. «Wir haben genügend Zeit», sagte Trainer Vladimir Petkovic. «Der Spieler allein entscheidet.» Derweil Sommer gar nicht trainierte, erhielten die angeschlagenen Xherdan Shaqiri und Valon Behrami spezifische medizinische Behandlungen mit einem sehr dosierten Laufprogramm.
Neun von elf Spielern hat Petkovic schon im Kopf
Die Besetzung des Goaliepostens ist eine von zwei personellen Fragen, mit denen sich Petkovic bis zum Kickoff gegen San Marino am Freitagabend um 20.45 Uhr beschäftigen will und wird. Neun von elf Spielern für die Startaufstellung habe er schon im Kopf, sagte er. Die zweite offene Position ist jene des am Herz operierten Stephan Lichtsteiner auf der rechten Abwehrseite. Die beiden Kandidaten dafür sind Basels Michael Lang und Silvan Widmer von Serie-A-Klub Udinese. Sonstige Fragezeichen sieht Petkovic nicht. «Es gibt schlicht keine. Ab heute haben wir Klarheit. Die besten 23 Spieler, die uns nach Frankreich bringen sollen, sind dabei.»
Im Angriff eröffnet sich Petkovic anstelle des verletzten Haris Seferovic durch Eren Derdiyoks erstes Aufgebot nach fast zweijähriger Absenz eine Option. Der Stürmer des Istanbuler Klubs Kasimpasa ist nach zwei gesundheitlichen Rückschlägen wieder fit und schmerzfrei. Aus dem Dunstkreis des Nationalteams ist er nie verschwunden. Derdiyok war stets auf dem Laufenden, umgekehrt wusste auch Petkovic Bescheid über den Zustand des Baslers.
Trainer Petkovic erwartet von Steffen und Zuffi folgendes: «Nichts.»
Ebenso ist der Trainer über andere im Ausland tätige Schweizer Spieler ausgezeichnet informiert. Er konterte Fragen nach seit dem letzten Wochenende an der Achillessehne verletzten Aussenverteidiger Kevin Mbabu (20) von Newcastle ebenso wie jene nach dem bald 30-jährigen Tessiner Spielmacher Danijel Milicevic von Champions-League-Teilnehmer Gent mit zwei Bemerkungen und einer indirekten Absage. «Es sind alle auf dem Radar. Sie müssen aber besser sein als jene, die nun dabei sind.»
Steffen und Zuffi im Dienste des Teams
Für zwei Spieler war das Einrücken in Feusisberg Betreten von Neuland. YB-Flügel Renato Steffen und Basels Mittelfeldspieler Luca Zuffi durften sich erstmals für die A-Nationalmannschaft einkleiden lassen. Das Duo, das vor drei Jahren in Thun einmal eine Wohngemeinschaft bilden wollte, dies nach Steffens Wechsel zu den Young Boys aber bleiben liess, weiss selber: «Ansprüche auf einen Einsatz darf man nicht haben.» In erster Linie gehe es darum, sich im Team zu finden, sagte Steffen.
Zimmerkollege Zuffi stellt persönliche Interessen in den Hintergrund. «Ziele hat man als Mannschaft. Wir wollen uns für die EM qualifizieren.» Diese Einstellung ist ganz im Sinne von Trainer Petkovic, der von Steffen und Zuffi folgendes erwartet: «Nichts.» Sie sollten weiter ihre Leistungen bringen, normal arbeiten, Kontakte knüpfen, Luft im Nationalteam schnuppern, sagte der Coach.