In der Schweizer Industrie sind die Geschäfte im Mai laut einer Umfrage unter Einkaufsmanagern so schlecht gelaufen wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) sank gegenüber dem Vormonat um 1,5 Zähler auf saisonbereinigt 45,4 Punkte.
Damit lag der Index auf dem tiefsten Stand seit Juli 2009 und das zweite Mal in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der Rückgang des PMI fiel stärker aus als Experten erwartet hatten.
In den kommenden Monaten müsse mit einem Rückgang der Industrieaktivitäten gerechnet werden, erklärte die Grossbank Credit Suisse am Freitag, die den Index zusammen mit dem Einkäuferverband procure.ch erhebt. Darauf deuten vor allem die dünner gewordenen Auftragsbücher hin. Der Teilindex für den Auftragsbestand sank um 5,2 Punkte auf 42,7 Zähler.
Massiver Lagerabbau
Massiv reduziert wurden auch die Einkaufslager. Der beschleunigte Lagerabbau könne zwei Ursachen haben, hiess es. Entweder eine unerwartet robuste Produktion oder geringere Einkäufe, weil eine schwächere Nachfrage erwartet werde. „Beides war im Mai der Fall, weshalb keine eindeutige Aussage möglich ist“, schreibt die CS.
Der Teilindex Produktion stieg als einziger signifikant um 2,7 Zähler an, blieb aber mit 48,9 Punkten dennoch unterhalb der Wachstumsschwelle. Damit nahm die Produktion zum zweiten Mal in Folge ab, wenngleich weniger schnell als im April.
Der vergleichsweise schwache Rückgang widerspiegle eine nach wie vor relativ solide Industriekonjunktur, die aber mit einem anhaltenden Beschäftigungsabbau einhergeht. Die Subkomponente Beschäftigung, die sich seit September 2010 unter der 50-Punkte-Marke bewegt, schloss weitgehend unverändert mit 44,4 Punkten.
Auch Eurozone auf Talfahrt
Auch in der Eurozone schlittert die Industrie immer tiefer in die Krise. Der Einkaufsmanagerindex fiel im Mai um 0,8 auf 45,1 Punkte. Das ist ebenfalls der schlechteste Wert seit Mitte 2009, wie das Markit-Institut zur Umfrage unter rund 3000 Firmen mitteilte.
Besonders schlecht ist die Lage in Spanien, das Griechenland als Schlusslicht abgelöst hat. Auch in Deutschland, Frankreich und Italien liefen die Geschäfte deutlich schleppender. „In allen vier Schwergewichtsländern der Eurozone geht es mittlerweile in besorgniserregendem Tempo bergab“, sagte Markit-Chefökonom Chris Williamson.
Vor allem bei den wichtigen Handelspartner China und Indien mehren sich aber die Anzeichen für eine spürbare Konjunkturabkühlung. Ein Hoffnungsschimmer ist der schwächelnde Euro, der Exporte in andere Währungesräume wie Asien und Amerika billiger macht. Die Gemeinschaftswährung ist derzeit so billig wie seit zwei Jahren nicht mehr.