Der Ausblick auf das Aktienjahr 2014 scheint vielversprechend – trotz der zahlreichen Risiken, auf welche die Finanzwelt hinweist und mit denen sie sich auseinandersetzen muss.
Ende 2013 zeigte sich eine breite Mehrheit von Finanzhäusern, Ökonomen und Analysten einig darin, dass es für die Aktien im kommenden Jahr weiter nach oben gehen sollte. Und dies trotz der seit dem dritten Quartal 2011 und damit über zwei Jahre andauernden Hausse.
Nach dem starken Jahr 2013 mit Zuwächsen amerikanischer und wichtiger europäischer Aktienmärkte zwischen 10 und 25 Prozent und des Nasdaq von über 30 Prozent dürfte sich die Wachstumskurve 2014 aber abflachen. In der Schweiz verzeichnete der Bluechip-Index SMI 2013 ein Jahresplus von gut 20 Prozent und der breite Swiss Performance Index (SPI) gar ein solches von rund 24 Prozent, dies nachdem die beiden Indizes bereits im Jahr 2012 um 15 beziehungsweise 18 Prozent zugelegt hatten.
Die meisten Ökonomen erwarten für 2014 eine weitere Erholung der Weltkonjunktur. In den USA dürfte sich gemäss den Prognosen das Wirtschaftswachstum weiter beschleunigen, wofür beispielsweise die laufende Reindustrialisierung spricht oder die – trotz der anlaufenden Drosselung der Anleihenkäufe durch die amerikanische Notenbank – weiterhin expansive Geldpolitik.
Auch der frühzeitige Kompromiss zwischen den Republikanern und den Demokraten in der Streitfrage um das Haushaltbudget mit einer leicht entschärften Sparpolitik sollte die US-Wirtschaft stützen.
Um das «Sorgenkind» Europa wird wohl keine grosse Euphorie ausbrechen, die Erholung auf tiefem Niveau sollte sich aber fortsetzen, so dass auch von hier positive Impulse erwartet werden. Die markantesten Risiken gehen weiter von den grossen Volkswirtschaften Südeuropas inklusive Frankreich aus.
Und auch für die Schwellenländer sehen die Ökonomen nach der kleinen Delle im auslaufenden Jahr wieder eine Erholung. UBS Wealth Management beispielsweise sieht gemäss dem CIO-Ausblick für die Entwicklungsmärkte eine Beschleunigung des BIP-Wachstums auf 5 von 4,5 Prozent. Die ZKB prognostiziert eine Stabilisierung in den Schwellenländern; ausserdem fasse China tritt und werde reformfreudiger.
Abgeflachte Wachstumskurve erwartet
Die Bank Julius Bär hebt in diesem Zusammenhang die sich wieder annähernden Wachstumsraten in den Industrie- und den Wachstumsmärkten hervor und propagiert für das Jahr 2014 «recoupling» zum Schlüsselwort.
Nach der Entkoppelung der Wirtschaften der USA und von Europa von denjenigen in den Entwicklungsmärkten in den vergangenen Jahren dürfte sich die Weltwirtschaft im kommenden Jahr wieder mehr synchronisieren, schreibt Christian Gattiker, Head of Research bei Julius Bär, in seinem Ausblick auf das Jahr 2014.
Die Aktien dürften also trotz der starken Entwicklung der vergangenen beiden Jahre weiter steigen, wenn auch in langsamerem Tempo, so lautet zumindest die Meinung der grossen Mehrheit der Marktbeobachter: «Die Bäume wachsen, aber nicht in den Himmel», heisst es beispielsweise im Kapitalmarktausblick 2014 der Deutschen Bank. Die Weltwirtschaft sei auf einem guten Weg, deshalb sollte 2014 zu einem soliden Jahr für die Investoren an den internationalen Finanzmärkten werden, heisst es dort.
Die Zürcher Kantonalbank sieht die Bewertung der Schweizer Aktien nach Kurs-Gewinn-Verhältnis als leicht überdurchschnittlich an, wie es in ihrem Jahresausblick 2014 heisst. Vor dem Hintergrund der tiefen Zinsen seien Aktien im Vergleich mit Obligationen aber noch immer moderat bewertet.
Die ZKB verweist weiter auf die starke Wirtschaft in der Schweiz und im wichtigen Exportmarkt Deutschland sowie auf die weiter verbesserte Bilanzqualität oder das hohe Ausschüttungs-Substrat.
Steigende Unternehmensgewinne als Treiber
Gemäss Julius Bär sind die Voraussetzungen für weiter steigende Aktienkurse gegeben, die Kursfortschritte von 2012 und 2013 dürften aber nicht mehr erreicht werden.
Julius Bär erachtet die aktuelle Bewertung der Schweizer Aktien als fair; die Aktienkurse dürften demnach im kommenden Jahr nicht mehr durch eine Ausweitung des Kurs-/Gewinnverhältnisses getrieben werden, sondern durch steigende Unternehmensgewinne.
Auch die Credit Suisse sieht die fundamentale Unterstützung für Aktien weiter in Kraft. Laut dem jüngsten Investment Committee Report der Bank ist in der Schweiz auf Sicht der kommenden 3 bis 6 Monate für die Schweizer Aktien indes eine verglichen mit dem MSCI-Weltindex unterdurchschnittliche Performance zu erwarten. Hier seien die hohen Bewertungskennzahlen in Kombination mit dem defensiven Profil ein Hindernis für den Markt.
Investitionen in «Defensive» könnten sich lohnen
J. Safra Sarasin rät für das erste Halbjahr, defensive Aktien zu favorisieren. Ein gutes Bild für die zyklischen Veränderungen gäben die Einkaufsmanagerindizes (PMIs), von denen jener der USA (ISM manufacturing) der wichtigste sei, begründet die Bank die Einschätzung in einer Empfehlung zu den Sektorrotationen im kommenden Jahr.
Während diese Indizes derzeit das Bild einer sehr robusten Wirtschaftslage zeichneten, habe indes das Momentum im ISM manufacturing bereits gedreht, was auf eine Abkühlung hindeute. Falls sich das Momentum weiter abschwäche, könnten sich Investitionen in eher defensive Sektoren im ersten Semester lohnen.
Da wirtschaftlich Auf- und Abschwünge im Durchschnitt 6 bis 9 Monate dauern würden, sei erst für das zweite Semester wieder mit einer Beschleunigung der Konjunktur zu rechnen. Erst dann sollten Investoren gemäss J. Safra Sarasin wieder in zyklische Sektoren wie Industrie, Roh- und Grundstoffe, Energie oder zyklischer Konsum investieren.
UBS und Swiss Re auf dem Zettel
Mit konkretem Blick auf einzelne Titel in der Schweiz empfiehlt die ZKB Holcim, Kühne+Nagel, Novartis, Sonova, Swiss Life und Syngenta als Jahresfavoriten. Bei den Small und Midcaps nennt die Kantonalbank Bucher, Interroll, Looser, Schweiter, Helvetia und VP Bank.
Die Luzerner Kantonalbank hebt als «attraktive Aktien» in der Schweiz UBS und Swiss Re bei den Finanzwerten, Roche, Novartis und Actelion im Pharmabereich, ABB, Holcim und Georg Fischer von den Industrietiteln, Richemont und Swatch als Luxusgüterwerte sowie SGS und Clariant hervor.
Von diesen stehen Clariant, Richemont, Swiss Re und Actelion auch auf der «Top Pick-Liste 2014» von Kepler Chevreux. Zusätzlich wird hier noch OC Oerlikon genannt.