Sie haben sich nie getroffen, doch sie sind Seelenverwandte: in Bern werden erstmals die Werke der beiden Künstler Paul Klee und Sigmar Polke gegenübergestellt. Beide kommentieren übersinnliche Phänomene mit Ironie und Witz.
„Höhere Wesen“ heisst denn sinnigerweise die Ausstellung, die das Berner Zentrum Paul Klee bis Anfang Oktober zeigt. Der 2010 verstorbene Polke liess sich in seinem Schaffen von wissenschaftlichen aber auch von populären Ideen und Bildern inspirieren. Er zitierte mitunter Ausdrucksweisen der Pop Art.
Immer wieder spielte Polke auf den gutbürgerlichen Mief der 1950er und 1960er Jahre an, etwa mit Sehnsucht nach Exotik erweckenden Palmen und Flamingos, wie es in den Unterlagen des Zentrums Paul Klee vom Donnerstag heisst.
In Polkes Werk schwinge eine gewisse Ironie mit, dennoch sei der Künstler keiner gewesen, der sich mit Distanz über alles andere lustig gemacht habe. Wichtiger sei Polke das Nachdenken über gewisse Phänomene gewesen, die er mit seinen Werken kommentierte.
In Paul Klees Bildern tauchen immer wieder unheimliche und geheimnisvolle Phänomene auf, etwa mythologische Fabelwesen, Geister und Götter. Klee schöpfte Ideen aus der antiken Mythologie, der Sagen- und Märchenwelt. Er stellte sie aber als schelmische, unfolgsame und vergnügliche Wesen dar.
Gekannt oder nicht?
Wie intensiv sich Polke mit Klees Werk auseinandergesetzt hat, ist nicht bekannt. Klar scheint aber, dass er es gekannt hatte. Polke kam 1941 in Niederschlesien zur Welt. Seine Familie floh von dort in die DDR und später nach West-Berlin.
Nach seiner Ausbildung an der Kunstakademie in Düsseldorf begründete Polke 1963 zusammen mit Gerhard Richter und Konrad Lueg den Kapitalistischen Realismus. Polke hatte in den letzten Jahren vor seinem Tod die Glasfenster des Zürcher Grossmünsters erneuert.
Paul Klee wurde am 18. Dezember 1879 in Münchenbuchsee geboren. Er starb 1940. Das Berner Zentrum Paul Klee beherbergt mit 4000 Exponaten die weltweit bedeutendste Sammlung seiner Werke.