Der aus dem Zoo Zürich ausgebüxte Gelbbrustkapuzineraffe Kelso hat sehr gute Chancen, in der Wildnis zu überleben. Zoo-Direktor Alex Rübel macht sich diesbezüglich wenig Sorgen. Wichtig wäre Kelsos Rückkehr in den Zoo aber aus anderen Gründen.
Kelso finde im Zürichbergwald ganz ähnliche Bedingungen vor wie im Zoo, sagte Rübel am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die grösste Gefahr drohe ihm von Wildtieren – Mardern oder Füchsen. Als Affe klettere er zwar gern in den Bäumen umher, komme aber durchaus auch auf den Boden hinunter.
Der junge Affe ist nicht an Feinde gewöhnt. Da seine Familie aber mit den Bären die Anlage teile, wisse er durchaus, „dass da noch etwas sein kann“, so Rübel.
Die Suche nach Kelso ging auch am Mittwoch weiter, wie Rübel sagte. „Einzeln und ruhig“ schritten Zoo-Mitarbeitende durch den Wald und hofften, den Ausreisser zu entdecken. Das sei aber wie die sprichwörtliche „Suche nach der Nadel im Heuhaufen“. Die Zoo-Verantwortlichen vermuten, dass Kelso noch in der Nähe des Zoos ist.
Man versuche auch, den Affen mit Futter zu locken – aber „im Wald hat er ja genug“. Allerdings gebe es durchaus Leckerbissen, die Kelso im Wald nicht finde.
Wer den Affen sichte, solle sofort den Zoo anrufen: 044-254 25 00 oder 077-421 19 03. „Wir kommen dann sofort“, so Rübel. Das rund ein Kilo leichte und 25 Zentimeter lange Tier sei zwar nicht gefährlich für Spaziergänger. Man solle ihn aber nicht anfassen, falls man in seine Nähe komme.
Nach Sturz in den Graben
Kelsos Familie besteht aus sieben Tieren, so Rübel. Entwischt war der anderthalbjährige Affe schon am Montag, wie der Zoo am Mittwoch mitteilte. Er war in den Graben rund um die Anlage gefallen.
Zum Herausklettern benutzte er nicht die vorsorglich angebrachten Seile auf der Innenseite. Er kraxelte auf der Aussenseite hinaus und sprang schnurstracks in den nahen Wald.
Bereits als die ersten Gelbbrustkapuziner 1996 im Zoo Zürich Einzug hielten, hatte Kurator Robert Zingg erklärt, ihre hohe Intelligenz dürfte den Betreuern noch Kopfzerbrechen bereiten. Die Tiere bräuchten ein ausgefülltes Tagesprogramm.
Früher mit Schaustellern unterwegs
In ihrer Heimat Brasilien würden sie wegen ihrer Lebhaftigkeit und Zutraulichkeit gern als Haustiere gehalten. In Europa sah man sie früher als Begleiter von Schaustellern.
Gelbbrustkapuziner sind eine äusserst bedrohte Tierart, wie Rübel sagte. Sie gehören zu den drei am meisten gefährdeten Affenarten Lateinamerikas. Die Rodung riesiger Waldgebiete und die intensive Bejagung haben ihren Lebensraum bis auf einige von einander isolierte Restflächen schrumpfen lassen.
Heute leben im Zoo Zürich zwei Familien. Eine in der Pantanal-Anlage und eine bei den Bären. Auch andere europäische Zoos züchten die possierlichen Affen, die alle Eigentum der brasilianischen Naturschutzbehörde IBAMA sind. Ziel ist es, sie gruppenweise wieder in ihrer Heimat auszuwildern. Bisher geschah dies laut Rübel allerdings noch nie.