Auslandschweizer: Jugend als Opfer der Zuwanderungsinitiative

453’000 Schweizer leben in einem EU-Land, nach dem Ja zur Zuwanderungsinitiative der SVP stehen sie vor einer ungewissen Zukunft. Vor allem aber sorgen sie sich über die Folgen für die Jugend.

Der Präsident der Auslandschweizer-Organisation AOS Eggly in Bern (Bild: sda)

453’000 Schweizer leben in einem EU-Land, nach dem Ja zur Zuwanderungsinitiative der SVP stehen sie vor einer ungewissen Zukunft. Vor allem aber sorgen sie sich über die Folgen für die Jugend.

Dies zeigte die Diskussion an der Delegiertenversammlung des Auslandschweizerrates (ASR) vom Samstag in Bern.

Der Leiter der Direktion für europäische Angelegenheiten (DEA), Henri Gétaz, versicherte den Delegierten zwar, dass bereits erworbene Rechte beibehalten würden. In den nächsten drei Jahren werde sich kaum etwas ändern. Damit vermochte er die Gemüter der Delegierten im Berner Rathaus aber nicht zu beruhigen.

Die Forschung und die Jugend seien bereits Opfer der Abstimmung geworden, sagte ein Delegierter mit Verweis auf die sistierten Verhandlungen zum Studentenaustauschprogramm Erasmus und dem Forschungsprogramm „Horizon 2020“.

„Viele von uns betrifft es zwar nicht mehr, aber unsere Jugend ist betroffen“, sagte Vorstandsmitglied Elisabeth Michel. Das sei eine Katastrophe. Mit grosser Mehrheit stimmten die Delegierten dafür, einen offenen Brief an die Schweizer Regierung und die EU mitzuunterzeichnen. Im Schreiben wird zur Solidarität mit Studierenden aufgerufen, die aufgrund der Entwicklungen vom Austauschprogramm Erasmus ausgeschlossen werden.

Jacques-Simon Eggly, Präsident der Auslandschweizer-Organisation (ASO), verwies in seiner Rede darauf, dass die Auslandschweizer in der EU die Personenfreizügigkeit und deren positiven Auswirkungen täglich erleben könnten. Ohne besondere administrative oder rechtliche Hürden überwinden zu müssen, hätten Schweizer heute die Möglichkeit, in einem EU-Staat zu studieren, sich niederzulassen und eine Arbeitsstelle anzunehmen. Diplome würden automatisch anerkannt.

Vor diesem Hintergrund sei es leicht zu verstehen, dass die Auslandschweizer tendenziell offener über Fragen zur internationalen Politik oder Migrationspolitik abstimmten. In allen Kantonen, welche die Stimmen separat auszählten, hätten die Auslandschweizer die Zuwanderungsinitiative abgelehnt, sagte Eggly.

Beitragslücken verhindern

An seiner Sitzung nahm der Auslandschweizerrat auch Stellung zum Reformprojekt „Altersvorsorge 2020“. Der ASR begrüsste grundsätzlich das Ziel der Altersvorsorgereform, die Nachhaltigkeit des Vorsorgesystems und gleichzeitig seine Flexibilität sicherzustellen.

In einigen Punkten machten die Auslandschweizer Verbesserungsvorschläge, um Beitragslücken zu verhindern. Insbesondere müsse die Möglichkeit einer Weiterversicherung beibehalten werden. Zum Beispiel würden Ehepartner von Personen im Auslandseinsatz mit der Reform schlechter gestellt, weil die Weiterversicherung ohne Vorversicherungszeit abgeschafft werden soll.

Die Einführung einer automatischen freiwilligen AHV für Kinder von Personen im Auslandeinsatz wird von dem ASR begrüsst. Dies entspreche einem echten Bedürfnis von Auslandschweizern und ihren Kindern.

Zum vom Ständerat bereits angenommenen Auslandschweizergesetz sagte ASO-Präsident Eggly, dieses stelle eine klare Anerkennung der Bedeutung der Mitglieder der „5. Schweiz“ dar. Die ASO werde damit verstärkt Gehör für ihre Anliegen erhalten. Dies umso mehr, als die Organisation im Gesetz namentlich erwähnt sei.

Sprachrohr der Auslandschweizer

Die 1916 gegründete Auslandschweizer-Organisation vertritt die Interessen der Auslandschweizer in der Schweiz. Die ASO informiert zudem Schweizer im Ausland über das Geschehen in der Heimat. Der Auslandschweizerrat (ASR) gilt als „Parlament der 5. Schweiz“. Die 140 Delegierten des ASR treffen sich zweimal jährlich, um aktuelle Themen zu diskutieren und die Interessen der 732’000 Auslandschweizer zu vertreten.

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