Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Polizei in Tunesien

In mehreren tunesischen Ortschaften im Zentrum und Westen des Landes ist es am Mittwoch zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen.

Die "Märtyrer" in Kasserine gingen bei der Nennung der Toten der Unruhen vergessen (Archiv) (Bild: sda)

In mehreren tunesischen Ortschaften im Zentrum und Westen des Landes ist es am Mittwoch zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen.

Im 350 Kilometer von der Hauptstadt Tunis gelegenen Kasserine gingen tausende Menschen auf die Strassen, die Polizei gab Warnschüsse in die Luft ab und setzte Tränengas ein, wie das Innenministerium und Gewerkschaftsvertreter mitteilten.

Die Proteste hätten sich entzündet, weil bei der ersten Sitzung der verfassunggebenden Versammlung am Dienstag bei der Nennung der Namen aller Toten der Unruhen vom Jahresbeginn die Namen der „Märtyrer“ in Kasserine gefehlt hätten, sagte ein Gewerkschaftsvertreter.

Die zunächst friedlichen Proteste in Kasserine eskalierten nach Angaben eines Gewerkschaftsvertreters, als Demonstranten versuchten, ein Gefängnis zu stürmen und Steine auf Sicherheitskräfte warfen. Als die Polizisten Tränengas einsetzten, verbrannten die Demonstranten Autoreifen auf dem zentralen Platz der Stadt.

Lage wieder ruhig

Nach einem Augenzeugenbericht wurde ein Warenlager geplündert. Nach der Ankunft von Soldaten war die Stadt am Abend wieder unter Kontrolle.

Laut dem Innenministerium kam es in der selben Region auch in den Ortschaften Thala und Feriana sowie in der Minenstadt Gafsa zu Ausschreitungen. Die Ende Oktober gewählte verfassunggebende Versammlung war am Dienstag zehn Monate nach dem Sturz des Präsidenten Zine al-Abidine Ben Ali zum ersten Mal zusammengekommen.

Bei den mehrwöchigen Protesten, die zur Flucht Ben Alis am 14. Januar geführt hatten, kamen nach Schätzungen der Vereinten Nationen rund 300 Menschen ums Leben.

Nächster Artikel