Stan Wawrinka hat den erstmaligen Halbfinalvorstoss in Wimbledon verpasst. Der Schweizer unterliegt dem Franzosen Richard Gasquet in fünf Sätzen und verspielt dabei eine 2:1-Führung.
Zunächst hatte Roger Federer im Eiltempo gegen Gilles Simon ohne Satzverlust mit dem zehnten Halbfinal-Vorstoss in London brilliert, ehe sich sein Davis-Cup-Copain gegen einen tiefer dotierten Widersacher in einer Session mit langjährigem Erinnerungspotenzial spät in unlösbare Schwierigkeiten manövrierte. Der erste Fehltritt gegen den Franzosen seit neun Jahren war nicht mehr abzuwenden – 4:6, 6:4, 6:3, 4:6, 9:11 lautete das Skore nach dreieinhalb aufwühlenden Stunden.
Während Monaten war der Prinz des Swiss-Tennis-Märchens auf den wichtigsten Courts der Welt nicht zu stoppen. An der Church Road hatte der zweifache Major-Sieger bis zum Out gegen Gasquet seine Grand-Slam-Serie auf elf Siege verlängert – die zweite Schweizer Doppel-Vertretung in den Halbfinals der Top-Kategorie zeichnete sich ab.
Dann aber erlitt Wawrinka ausgerechnet gegen das ewige Talent der Grande Nation einen überraschenden Rückschlag. Nach einer temporären Wende zur 2:1-Satzführung, entglitt dem Schweizer die Kontrolle wegen einer Reihe von «unforced errors». Mit einem Doppel-Fehler schenkte er dem früheren Tennis-Mozart das entscheidende Game zum 2:2-Ausgleich.
Im entscheidenden Moment gestand Gasquet dem Favoriten beim Stand von 5:3 ein Rebreak zu, für einmal zitterte sein Händchen auf der ganz grossen Bühne aber nicht nachhaltig. Er legte immer wieder vor, bis zum 9:9 antwortete Wawrinka nervenstark, dann aber servierte sich der 29-Jährige zum 10:9 und erzwang das Break des Tages. Wawrinkas letzter Rückhandball setzte deutlich hinter der Linie auf, Gasquet, von Experten als «begnadeter Verlierer» tituliert, bejubelte den erst dritten Major-Halbfinal seiner Karriere.
Beim Versuch, seinen imposanten Aufstieg an die internationale Spitze um einen weiteren Coup zu verlängern, funktionierte im Game-Plan des Romands zu viel nicht. Schon der Auftakt war aus seiner Optik suboptimal verlaufen. Nach vier makellosen Siegen verlor er im ersten Set 4:6. Auf den frühen Service-Verlust reagierte der Paris-Champion im zweiten Duell mit der französischen Nummer 4 zwar beeindruckend, büsste er im Durchgang vor dem aufreibenden und letztlich schmerzhaften Showdown erneut Terrain ein.
In der Runde der Big Four fehlt nun ausgerechnet der formstarke Schweizer, zur Reprise des letzten French-Open-Endspiels gegen Novak Djokovic kommt es nicht. Die Weltnummer 1 sparte am Tag nach seiner Zusatzschlaufe im Viertelfinal Energie. Den letztjährigen US-Open-Gewinner Cilic fertigte der topklassierte Serbe auf dem Weg zum 50. Einzel-Sieg in Wimbledon problemlos in drei Sätzen ab.