„Tabula rasa“ sagte der Berner Künstler Bernhard Luginbühl, wenn er etwas Neues anfangen wollte. „Tabula rasa“ heisst auch die Ausstellung im Alten Schlachthaus Burgdorf, die Zeugnis von Luginbühls schier unerschöpflichen Energie ablegt.
Zu sehen sind selten oder nie gezeigte Holzschnitte, Zeichnungen und Auszüge aus Tagebüchern. Die Söhne Brutus, Basil und Jwan haben zusammen mit ihrer Mutter Ursi keine museale Präsentation gewählt. Vielmehr haben sie die Wände fast vollständig mit den Arbeiten des 2011 verstorbenen Luginbühl bedeckt.
Sie wollen so die Fülle seines Schaffens anschaulich machen, wie es im Pressetext heisst. Denn Bernhard Luginbühl war weit mehr als der Bildhauer und Eisenplastiker, der einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist.
Ein Hinweis darauf findet sich bereits auf dem Ausstellungsplakat, das lauter ironische Selbstporträts zeigt. Während seine Frau im Supermarkt einkaufte, vertrieb sich Bernhard Luginbühl die Zeit jeweils im Fotoautomaten – mit Masken, Mützen und mit Gesten aller Art.
Zu „Tabula rasa“ gehören aber auch Holzschnitte, Überzeichnungen von Zeitungen, Collagen und die so genannten Minutenzeichnungen. Hier hat Luginbühl jeweils vermerkt, wie lange er daran arbeitete. Von 5 bis 26 Minuten reicht der Spielraum.
Eine wesentliche Werkgruppe bilden die Schriftblätter. Bekannt sind Luginbühls Tagebücher – eine Entdeckung sind hingegen die Monats- und Jahresblätter, die er parallel dazu schrieb. Dabei hielt er Ereignisse eines Monats oder eines Jahres auf einem einzigen grossen Blatt fest, zum Teil bereichert durch Zeichnungen.
Die Ausstellung in Burgdorf ist ab kommenden Sonntag bis zum 8. Dezember zu sehen.