Australien hat am Freitag 27 Bootsflüchtlinge aus einem gefängnisähnlichen Lager freigelassen und eine Lockerung der bisherigen harten Haltung gegenüber Asylsuchenden angekündigt.
„Dies ist der erste Teil von Übergangsvisa“, sagte Einwanderungsminister Chris Bowen zur Freilassung der 27 Personen aus Afghanistan und Sri Lanka. „Wir gehen davon aus, dass etwa 100 befristete Visa monatlich ausgestellt werden“, fügte er hinzu. Bislang werden Asylsuchende in Australien grundsätzlich in Haft genommen.
Menschenrechtsgruppen begrüssten den Schritt. Sie hatten die 20 Jahre alte Praxis als inhuman verurteilt. Dennoch bleibt die alte Politik bei vielen Australiern populär, die die wachsende Zahl der Bootsflüchtlinge für problematisch halten.
In Australien leben etwa 3800 Asylsuchende in mit Stacheldraht umzäunten Lagern. Sie warten sie auf eine Entscheidung über ihre Asylanträge. Kinder und deren Mütter werden üblicherweise in anderen Unterkünften untergebracht
Deportation ist rechtswidrig
Asylsuchende vornehmlich aus Afghanistan, Sri Lanka, Iran und Irak versuchen seit August in zerbrechlichen Booten verstärkt nach Australien zu gelangen. Damals hatte der Oberste Gerichtshof geurteilt, dass der Plan der Regierung, Hunderte Neuankömmlinge nach Malaysia zu deportieren rechtswidrig sei.
Amnesty International und die Australische Menschenrechtskommission, eine von der Regierung ernannte Überwachergruppe, begrüssten den neuen Kurs. „Australien stand unter den Industrienationen allein mit der Praxis, Asylsuchende, die ohne Visa ankommen für die gesamte Zeit bis zur Entscheidung über ihren Flüchtlingsstatus einzusperren“, sagte Paul Power von der Menschenrechtskommission.