Axpo mit einem Viertel weniger Jahresgewinn

Wegen tief gefallener Stromhandelspreise muss der Energiekonzern Axpo seine Kraftwerke, Beteiligungen und Bezugsverträge abwerten. Zudem verlor das Unternehmen der Nordostschweizer Kantone im Stammgebiet Kunden, sodass eine neue Sparrunde lanciert wird.

Die prophezeite "Stromlücke" ist bislang ausgeblieben (Archiv) (Bild: sda)

Wegen tief gefallener Stromhandelspreise muss der Energiekonzern Axpo seine Kraftwerke, Beteiligungen und Bezugsverträge abwerten. Zudem verlor das Unternehmen der Nordostschweizer Kantone im Stammgebiet Kunden, sodass eine neue Sparrunde lanciert wird.

Die Axpo ist beim Abgang von Konzernchef Heinz Karrer, der das Präsidium des Wirtschaftsverbandes Economiesuisse übernommen hat, an vielen Fronten unter Druck. Die von ihm lange im Kampf für den Bau neuer Kernkraftwerke prophezeite «Stromlücke» ist allerdings bislang ausgeblieben.

Im Gegenteil: In Europa herrscht ein Überangebot, teils wegen der schwachen Konjunktur, teils wegen tiefen Preisen für Kohle und CO2-Zertifikate, was Kohle- und Gaskraftwerke begünstigt. Entscheidend seien aber die Subventionen mehrerer Staaten für neue Energien und damit Marktverzerrungen, sagte Karrer.

Die Grosshandelspreise seien allein in diesem Jahr um rund ein Viertel eingebrochen. Sie lägen derzeit zum Teil unter den Produktionskosten der Kraftwerke von Axpo, zu denen neben zahlreichen Wasserkraftwerken auch die Kernkraftwerke Beznau und Leibstadt gehören.

Milliarden-Abschreiber

Weil sich die Ertragsaussichten der nicht subventionierten Kraftwerke in der Schweiz verschlechtern, wurden erneut erhebliche Korrekturen in der Buchhaltung nötig. Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr revidierte Axpo die Werthaltigkeit der Beteiligungen, Kraftwerke und Bezugsverträge um 760 Mio. Fr. nach unten.

Über die letzten beiden Jahre beläuft sich der Abschreiber in diesem Bereich gar auf über eine Milliarde (1,024 Mrd. Franken). Der Gewinn verschlechterte sich im Jahresvergleich um fast ein Viertel auf 213 Mio. Franken. Dennoch soll die Dividende unverändert 2 Fr. pro Aktie oder insgesamt 74 Mio. Fr. betragen.

Dass das Ergebnis nicht gar ins Minus fiel, hat Axpo einer weitgehend gehaltenen Ertragskraft im operativen Geschäft, einem höheren Ertrag im internationalen Energiehandel und Sonderfaktoren zu verdanken.

So resultierten aus Gerichtsentscheiden zu Netzkosten und Systemdienstleistungen positive Effekte von 187 Mio. Franken. Zudem wurde bei der Sanierung der Pensionskasse der Vorsorgeaufwand einmalig um 64 Mio. Fr. reduziert. Und das Handelsresultat konnte mit 276 Mio. Fr. beinahe verdoppelt werden.

Einige Grosskunden verloren

Der Betriebsgewinn (EBIT) sank um 5,2 Prozent auf 312 Mio. Franken. Und der Umsatz schrumpfte um 4,4 Prozent auf 7,02 Mrd. Franken. Axpo gehöre als Ex-Monopolist im Stammgebiet zu den Verlierern der Liberalisierung, räumte Karrer ein.

Die Kundenwechsel hätten zugenommen. So sank der Energieabsatz in der Nordost- und Zentralschweiz um 1,9 Mrd. Kilowattstunden oder 9 Prozent. Axpo habe einen Teil der Abgänge durch neue Grosskunden ausserhalb des Versorgungsgebiets kompensiert.

Insgesamt stieg der Energieabsatz um 18 Prozent auf 87,5 Mrd. Kilowattstunden. Das lag aber vor allem daran, dass Axpo die unrentablen Gaskombikraftwerke in Italien häufig abschaltete und stattdessen Gas am Markt verkaufte.

Weniger Investitionen und Einsparungen

Bei den Investitionen tritt Axpo auf die Bremse: Die Mittel sollen gekürzt werden und prioritär in Ersatzinvestitionen für profitable Geschäfte mit erneuerbaren Energien und Dienstleistungen fliessen. Zu den Grossprojekten zählen die Windkraftanlagen «Global Tech 1» in der deutschen Nordsee oder das Pumpspeicherwerk Linth-Limmern.

Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssten auch die Kosten gesenkt und die Erträge gesteigert werden, sagte Karrer. Der Gewinn soll damit bis nach Ablauf der nächsten beiden Geschäftsjahre um rund 200 Mio. Fr. verbessert werden.

Ob auch ein Stellenabbau ansteht, sei noch offen, sagte Finanzchef Martin Schwab. Vor zwei Jahren hatte Axpo bereits eine Kostensenkung über 150 Mio. Fr. beschlossen. 2012/13 nahm der durchschnittliche Personalbestand um 13 auf 4355 Vollzeitstellen ab. Dem Rückgang von 62 Stellen in der Schweiz steht ein Zuwachs im Ausland gegenüber.

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