Der Backwarenkonzern Aryzta baut seine Marktpostion in Deutschland aus: Er kauft für 280 Mio. Euro die deutsche Grossbäckerei Klemme. Diese betreibt sieben Fabriken für tiefgekühlte Backwaren, beschäftigt rund 1400 Mitarbeiter und hat 2500 unterschiedliche Produkte im Sortiment.
Der Umsatz des 1991 gegründeten Unternehmen beläuft sich gemäss Medienmitteilung von Aryzta derzeit auf 229 Mio. Euro. Es hat seinen Sitz in Lutherstadt Eisleben im Bundesland Sachsen-Anhalt. Die Übernahme muss noch von den deutschen Wettbewerbsbehörden genehmigt werden, da Aryzta bereits mit Hiestand in Deutschland vertreten ist.
In den drei Fabriken und sieben Verteilzentren von Hiestand Deutschland arbeiten nach Angaben der Firmenwebseite derzeit rund 2200 Mitarbeiter. Umsätze und Gewinnzahlen auf Ebene eines Landes publiziert Aryzta keine. Hiestand Deutschland ist eine Niederlassung des gleichnamigen Schweizer Unternehmens, das 2008 im Zuge der Fusion mit der irischen IAWS Teil von Aryzta wurde.
Mit Klemme werde Aryzta in Deutschland ein führender Anbieter im wachsenden Markt für Tiefkühlbackwaren, die im Laden ausgebacken werden, schrieb der an der Schweizer Börse SIX kotierte Konzern. Die Akquisition passe daher zur Strategie des Konzerns, die eine Ausweitung des Geschäfts mittels Übernahmen vorsieht.
Ähnlich profitabel wie Aryzta
Die bisherigen Besitzer haben Klemme nicht aus Not verkauft: Die Profitabilität des Unternehmens sei vergleichbar mit jener von Aryzta, hiess es im Communiqué weiter. Im laufenden Jahr wird Klemme demnach erst marginal zum Aryzta-Ergebnis beitragen, danach wird sich der Konzerngewinn durch die Übernahme um rund 4,5 Prozent erhöhen.
Im Geschäftsjahr 2011/12, das Ende Juli abgeschlossen wurde, hatte Aryzta bei einem Umsatz von 4,2 Mrd. Euro einen operativen Gewinn vor Abschreibungen (Ebitda) von 376,3 Mio. Euro und einen Reingewinn von 291,0 Mio. Euro erzielt.
Finanzieren kann Aryzta die Akquisition, die voraussichtlich im Sommer über die Bühne gehen wird, mit eigenen Mitteln. Dennoch stiess der Kauf aber an der Börse nicht auf ein grosses Wohlwollen: Der Aktienkurs des schweizerisch-irischen Konzerns gab am Mittwochmorgen nach. Kurz vor 11 Uhr betrug das Minus 1,0 Prozent, derweil der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) 0,6 Prozent im Plus lag.
Bankanalysten führten das Kursminus einerseits auf Gewinnmitnahmen zurück, nachdem Aryzta-Aktien die letzten zwei Monate stark an Wert zugelegt haben. Anderseits wurde der Preis für Klemme von Branchenkennern aber auch als eher teuer taxiert.