Neue Rezepte gegen den drohenden Hausarztmangel: Ab 2013 greifen Praxisassistentinnen den Allgemeinmedizinern bei der Betreuung Chronischkranker unter die Arme. In einem dreijährigen Pilotprojekt wird die Tauglichkeit dieser Delegation von Leistungen geprüft.
Hintergrund des Projekts ist die Tatsache, dass in den kommenden sechs Jahren rund die Hälfte der aktuell praktizierenden Hausärztinnen und -ärzte ins Pensionsalter kommt.
Um dem sich abzeichnenden Mangel zu begegnen, initiierten sieben Ärzte- und Praxisorganisationen mit rund 1000 Hausärzten das Pilotprojekt mit den medizinischen Praxisassistentinnen (MPA), wie Projektleiter Urs Zanoni einen Bericht der Zeitungen „Tages-Anzeiger“ und „Der Bund“ vom Mittwoch bestätigte. Als Vertragspartner beteiligt sind fünf Krankenkassen mit fast zwei Millionen Versicherten.
Zuerst für sechs chronische Krankheiten
Im Rahmen des Projekts „Futuro Chronic Care Management“ sollen die MPA Routinekontrollen bei chronischen Erkrankungen vornehmen, entfallen doch die Hälfte der Hausarztkonsultationen auf Chronischkranke. Zuerst geht es um einen klar umschriebenen Katalog von sechs Krankheiten, wie Zanoni erklärt.
Bei Asthma, Diabetes, COPD (chronische Bronchitis), koronaren Herzkrankheiten, Herzinsuffizienz und Bluthochdruck sollen die MPA etwa die Durchblutung der Füsse kontrollieren, Laborwerte vergleichen, Blutdruck messen und ähnliches.
Hinzu kommen Anweisungen und Gespräche über die Medikamenteneinnahme, gesunde Lebensweise oder eine gute soziale Einbindung. Gemäss Zanoni ist das Gespräch in der Allgemeinmedizin gegenüber technischen Leistungen schlecht vergütet und kann darum zu kurz kommen. Das Projekt soll diesen Mangel beheben helfen.
Einjährige Weiterbildung
Um die MPA auf die neuen Aufgaben vorzubereiten, laufen ab Frühling 2012 die ersten rund einjährigen Ausbildungsgänge an. Diese finden am Weiterbildungszentrum für Gesundheitsberufe in Aarau statt. Die Zusatzausbildung ist mit den Fachorganisationen der MPA koordiniert.
Dass den Hausärzten keine eigentlichen Pflegefachleute zur Seite gestellt werden, erklärt Zanoni mit deren Berufsausbildung im Spital. Zudem fehle auch den Spitälern Personal.