Die Bank of America hat sich bei der Bewertung strukturierter Produkte verrechnet – und muss nun die geplanten milliardenschweren Ausschüttungen an ihre Aktionäre auf Eis legen.
Bei einer Neuberechnung kam heraus, dass die Kapitalsituation nicht so rosig aussieht wie ursprünglich dargestellt. Daraufhin zog die Bank am Montag die Reissleine und stoppte die Ausschüttungen.
Das Institut schleppt den Rechenfehler seit 2009 mit sich herum. Die betroffenen Wertpapiere waren damals im Zuge der Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch an die Bank of America übergegangen. Wie sich jetzt herausstellte, hielt die Bank of America aber weniger Kapital als vorgeschrieben für diese Produkte vor, um eventuelle Verluste abfedern zu können.
Das Unternehmen hat den Fehler nun korrigiert. In der Folge sackte die harte Kernkapitalquote auf 9,0 Prozent ab. Das sind 0,27 Prozentpunkte weniger als ursprünglich angegeben. Um ihr Kapital nicht noch weiter schrumpfen zu lassen, muss die Bank die Rückflüsse an die Aktionäre beschränken.
Fed verlangt neuen Kapitalplan
Die US-Notenbank Fed verlangt von dem Institut, dass es innerhalb von 30 Tagen einen neuen Kapitalplan einreicht. Die Fed überwacht die Ausschüttungen der grössten US-amerikanischen Finanzkonzerne, um sicherzustellen, dass diese einen ausreichenden Kapitalpuffer für Krisen vorhalten.
Der neue Plan werde aller Voraussicht nach «geringer» ausfallen als der ursprüngliche, erklärte die Bank of America am Sitz in Charlotte (Bundesstaat North Carolina). Im Klartext: Die Aktionäre müssen sich auf weniger Geld einstellen.
Der Finanzkonzern hatte sich erst Mitte März einen 4 Mrd. Dollar schweren Aktienrückkauf sowie eine Erhöhung der Quartalsdividende von einem auf fünf Cent je Aktie genehmigen lassen. Bis dato hatte die Bank of America kaum Geld an ihre Aktionäre ausschütten dürfen.
Sie gehörte zu denjenigen Finanzfirmen, die in der Krise der Jahre 2008/2009 vom Staat gerettet werden mussten. Zunächst musste die Bank die Hilfsgelder zurückzahlen und den eigenen Kapitalpuffer aufstocken.
Der Rechenfehler ist eine weitere Hiobsbotschaft für die Bank of America, die zu den grossen Verlierern der Finanzkrise gehört. Das Geldhaus musste über die vergangenen Jahre hinweg schon einen zweistelligen Milliarden-Dollar-Betrag wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte an Investoren und staatliche Stellen berappen.