Es ist der Höhepunkt der Champions-League-Viertelfinals. Der siebenfache Sieger Milan fordert den vierfachen Champion und Titelverteidiger FC Barcelona heraus.
Die Spanier gehen als Favoriten ins Duell, das heute mit dem Hinspiel in Mailand beginnt. Es kommt seit einigen Jahren in der Champions League selten genug vor: Milan gegen Barcelona ist die Begegnung zweier Meister. Die AC Milan dominiert die Serie A auch in dieser Saison wieder und ist auf gutem Weg, seinen 19. Scudetto zu erringen. Der FC Barcelona wird derweil wahrscheinlich dem Erzrivalen Real Madrid in der heimischen Liga der Vortritt lassen müssen. Er kann es verkraften. Seit Pep Guardiola 2008 das Traineramt übernommen hat, sammelten die Katalanen unglaubliche 13 Titel.
Die beiden Mannschaften gehören zum besten, was der europäische Fussball zu bieten hat. Sie sind im europäischen Vergleich der umsatzstärksten Vereine die Nummer 2 (Barcelona mit 450 Millionen Euro) respektive die Nummer 7 (Milan mit 235 Millionen Euro). Barcelona, gespickt mit spanischen Welt- und Europameister, hat ein Spielerportfolio, das rund eine halbe Milliarde Euro an Wert besitzt. Die Mailänder kommen immerhin auf rund 300 Millionen.
Messi vs. Ibrahimovic
Aus den beeindruckenden Kadern ragt auf beiden Seiten jeweils ein Spieler heraus. Bei den Spaniern ist es Lionel Messi, der in der laufenden Champions League bereits zwölfmal getroffen hat (49 insgesamt in der Champions League). Der Argentinier egalisierte damit bereits nach acht Spielen die bisherige Bestmarke von Ruud van Nistelrooy (2003 mit Manchester United). Der 24-jährige ist schon jetzt der beste Skorer aller Zeiten in der langen und reichhaltigen Vereinsgeschichte der Spanier.
Milan will nicht zuletzt mit Zlatan Ibrahimovic dagegenhalten. Der 30-jährige Schwede ist mit 22 Toren der Topskorer der Serie A. Dass er bei Milan spielt, liegt zum Teil an Messi. 2010 wechselte er von Barcelona zu den Mailändern, sicherlich auch, um dem Schatten von Messi zu entkommen. Mit Guardiola hat er sich nie verstanden. Er dürfte gegen seinen ehemaligen Klub bis in die Haarspitzen motiviert sein.
Milan angeschlagen
Alle Ingredienzen sind da für eine spektakuläre Partie – mit Toren. Milan ist die treffsicherste Mannschaft der Serie A. Der FC Barcelona schoss in der Primera Division in 29 Spielen 84 Treffer und in der Champions League in acht Partien sagenhafte 30 Tore. In den Gruppenspielen, wo sich Barça und Milan schon im Herbst gegenüberstanden, fielen neun Tore.
Den Favoritenstatus verdiente sich der FC Barcelona durch die jüngsten Erfolge. Keine andere europäische Mannschaft dominierte den internationalen Fussball zuletzt so eindrücklich wie der 21-fache spanische Meister. Auch die letzten Direktbegegnungen sprechen mit vier Siegen aus den letzten fünf Spielen für Guardiolas Team. Insgesamt ist die Bilanz zwischen den Mannschaften aber fast ausgeglichen und das wichtigste Spiel entschied 1994 Milan für sich, als es den Champions-League-Final in Athen mit 4:0 gewann.
Milan muss heute auf einige wichtige Spieler verzichten. Die Verteidiger Thiago Silva und Ignazio Abate sowie Stürmer Pato sind verletzt, Mark van Bommel fehlt gesperrt. Bei Barcelona sind die beiden Linksverteidiger Eric Abidal und Adriano abwesend. Carlos Puyol dürfte deshalb auf der linken Seite verteidigen. Dann würde Javier Mascherano in der Innenverteidigung den Platz von Puyol übernehmen.
Ribérys Rückkehr
Im zweiten Viertelfinal-Hinspiel von heute sind die Rollen klarer verteilt. Bayern München reist als grosser Favorit nach Marseille. Die Deutschen bewiesen zuletzt wieder eindrücklich ihre Offensivstärke mit den zwei Flügelspielern Arjen Robben und Franck Ribéry sowie Goalgetter Mario Gomez. Marseille verlor derweil sieben seiner letzten acht Begegnungen und schoss während dieser Schwächephase nur fünf Tore. Zudem fehlen den Südfranzosen mit Goalie Steve Mandanda und Abwehrchef Souleyman Diawara zwei Teamstützen.
Coach Didier Deschamps wird gegen Bayern auf seinen dritten Torhüter Elinton Andrade setzen, nachdem Ersatzkeeper Gennaro Bracigliano in der letzten Woche im Cup unglücklich agierte hatte (2:3 bei Quevilly). Der Brasilianer Andrade kam in dieser Saison noch in keinem Pflichtspiel zum Einsatz.
Bayerns Gomez warnt seine Teamkollegen allerdings vor allzu grossem Optimismus: „Es wird sehr, sehr schwer.“ Marseille kann in der laufenden Champions League immerhin Erfolge gegen Dortmund und Inter Mailand vorweisen. Eine besondere Partie ist es für Ribéry, der an die alte Wirkungsstätte zurückkehrt. Ob Pfiffe oder Applaus den Eintritt des Dribblekünstlers ins Stade Vélodrome begleiten werden, ist offen. In Frankreich verbindet man mit ihm immer noch den peinlichen Auftritt der „Equipe tricolore“ bei der WM 2010 in Südafrika.